Ursula Goetze zum 100. Geburtstag

28. März 2016

ugoetze

Ursula Goetze Geboren am 29. März 1916 Von den Nazis in Berlin Plötzensee hingerichtet am 5. August 1943

Ursula Goetze,  29.März 1916 – 5. August 1943 zum 100. Geburtstag

Der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg und die Berliner Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes / Bund der Antifaschisten (VVN/BdA) ehren Ursula Goetze mit einer  Gedenkveranstaltung:

Mittwoch, den 6.April 2016 um 19 Uhr,

FHXB Friedrichshain-Kreuzberg MuseumDachgeschoss

Adalbertstraße 95A, 10999 Berlin-Kreuzberg

(U-Bahn Kottbusser Tor (U1, U8), Bus M29, 140)

Mitte Oktober 1942 inhaftiert, ordnete die Gestapo Ursula Goetze dem Fahndungskomplex „Rote Kapelle“ zu. Dazu gehörten über 120 Frauen und Männer, Regimegegner unter-schiedlicher sozialer Herkunft und mit verschiedenen politischen und weltanschaulichen Ansichten aus sieben Berliner Freundes- und Widerstandskreisen. Zu den führenden Köpfen zählten der Oberregierungsrat Arvid Harnack und der Oberleutnant der Luftwaffe Harro Schulze-Boysen. Wegen deren Verbindung zur sowjetischen Botschaft forderten Hitler und die NS-Führung eine exemplarische Bestrafung durch das Reichskriegsgericht. 50 Todesurteile wurden gefällt. In dem Urteil gegen Ursula Goetze und ihre Freunde heißt es: „Die Angeklagten sind fanatische Gegner des nationalsozialistischen Staates, Gesinnungsgenossen von Harro Schulze-Boysen und Staatsfeinde im kommunistisch-bolschewistischem Sinne.“ Ursula Goetze stammte aus einem bürgerlichen Elternhaus, der Vater war Kaufmann und betrieb ein Hotel nahe dem Anhalter Bahnhof. 1931/32 schloss sie sich in Neukölln der Kommunistischen Jugend und der Internationalen Arbeiterhilfe an. Die Verbindung zu ihren Genossen sollte bis zu ihrer Verhaftung nicht abreißen. Sie absolvierte die Höhere Handelsschule und arbeitete als Sekretärin. Ab 1938 besuchte sie das Dr. Heilsche Abendgymnasium und nahm nach dem Abitur im Jahr 1940 ein Studium an der heutigen Humboldt-Universität auf, mit dem Ziel Lehrerin zu werden. Nach dem Abendgymnasium trafen sich einige der Mitschüler in der Wohnung von Eva Knieper, die 1939 den Neurologen John Rittmeister geheiratet hatte. Durch Diskussionen mit ihm und dessen Freund, dem Romanisten Werner Krauss, entstand ein Widerstandszirkel. Ausländische Nachrichten wurden abgehört und diskutiert, Kontakte zu Zwangsarbeitern und anderen Nazigegnern aufgebaut. Anfang 1942 ergab sich über John Rittmeister ein Kontakt zu Harro Schulze-Boysen. Vermehrt ging man vom Lesen von „Hetzschriften“, wie es im Todesurteil hieß, auch zu Widerstandsaktionen über. Aus Protest gegen die Hetzausstellung „Das Sowjetparadies“ fertigten Ursula Goetze und ihre Freunde hunderte Klebezettel: Diese Aktion in verschiedenen Stadtteilen sorgte Mitte Mai 1942 für einiges Aufsehen, die Akteure blieben zunächst unentdeckt. Die Gestapo verhaftete im September / Oktober 1942 den Freundeskreis. Neben Ursula Goetze wurden auch Fritz Thiel, Otto Gollnow, John Rittmeister, Friedrich Rehmer und Liane Berkowitz durch die Nazijustiz ermordet.