Filmreihe zum 77. Jahrestag der Pogromnacht 1938

2. November 2015

Gegen Antisemitismus und Rassismus in Deutschland, Europa und überall!
Filmreihe zum 77. Jahrestag der Pogromnacht 1938.
regenbogenkino Lausitzer Str. 22,  10999 Berlin-Kreuzberg 030/69579517
In Zusammenarbeit mit dem Berliner VVN-BdA
verzeihung-ich-lebe-2001-filmplakat-rcm236x336uEs ist geschehen und folglich kann es wieder geschehen.“ (Primo Levi) 77 Jahre nach der Pogromnacht und 70 Jahre nach der Befreiung vom deutschen Faschismus sind Nationalismus, Antisemitismus und Rassismus in Deutschland und Europa schon wieder bittere Normalität. „Erinnern heißt handeln, nie mehr schweigen, wegsehen, wie und wo auch immer. Antisemitismus, Antiziganismus, Rassismus und Ausländerfeindlichkeit hervortreten!“ Diese Forderung von Esther Bejarano, Überlebende von Auschwitz, möchten wir unserer kleinen Filmreihe voranstellen.
Am 6.11.15 um 20.30 Uhr,
„.. das nannte man asozial…“- Das Jugendkonzentrationslager für Mädchen und junge Frauen Uckermark D 2006, 17 Min, digital, R: Andrea Behrend
In Anwesenheit von Andrea Behrend Der Film gibt mit Zeitzeugeninterviews und Aufnahmen des heutigen Geländes eine Einführung darüber, was das Konzentrationslager Uckermark war.
Am 6.11.15 um 20.30 Uhr, am 7.11.15 um 21.30 Uhr
Die Frauen von Ravensbrück D 2006, 89 Min, digital, R: Loretta Walz, B: Loretta Walz, Thomas Walther
Begründung der Grimme-Jury: „Der Film „Die Frauen von Ravensbrück“ ist ein Film der Erinnerung, ein Film der Gesichter, ein Film über das Überleben und ein Film über die menschliche Würde. Loretta Walz versammelt die Aussagen und Erinnerungen von Frauen, die das Frauenkonzentrationslager Ravensbrück überlebt haben.

Am 7.+ am 15.11.15 um 19.30 Uhr
Verzeihung ich lebe D/P 2000, 81 Min, 16mm,
Ein Dokumentarfilm von Andrzej Klamt & Marek Pelc
„In Auschwitz wurden nach 1945 am Rande des oberschlesischen Kohlereviers 2400 private Fotografien von Juden aus der polnischen Kleinstadt Bedzin gefunden. Nur wenige der abgebildeten Menschen haben den Holocaust überlebt. Zu ihnen gehören die vier Protagonisten dieses Films. In ihren Erzählungen wird das Leben der Juden und ihrer polnischen Mitbürger in derm Vorkriegszeit lebendig. Und es entwickelt sich daraus eine Geschichte des einbrechenden Nazi-Terrors, der Verfolgung und Auslöschung der gesamten jüdischen Bevölkerung dieser kleinen Stadt.“
Am 8.11.15 um 20.30 Uhr, am 14.11.15 um 22.00 Uhr
Bilder der Welt und Inschrift des Krieges BRD 1988, 75 Min, 16mm, ein Essayfilm von Harun Farocki
»Die US-Bomberbesatzungen, die im April 1944 in Foggia gestartet waren und Ziele in Schlesien anflogen (die BUNA-Werke, IG-Farben), wußten nicht, was sie da fotografierten. Sie machten die erste Aufnahme vom KZ Auschwitz, das nahe neben den bombardierten Benzin- und Gummifabriken gelegen war. Das Bild von Auschwitz ist in jedem anderen Bild dieses Films enthalten. Es bildet den Gravitationspunkt für die Schleifen der Filmteile; der Fluchtpunkt des Films ist ein blinder Fleck.« (Harun Farock i)
Am 9.+ am 16.11.15 um 20.30 Uhr
Die Widerständigen „also machen wir das weiter…“ D 2014, 87 Min, digital, B+R: Katrin Seybold (†), Ula Stöckl
„Die Filme, die ich mache, müssen gemacht werden. Weil wenn die Menschen tot sind, sind sie tot. Und dann erzählt niemand mehr, dann haben wir nur noch die Gestapo-Protokolle und dann haben wir nur noch die Dokumente der Täter. Das geht doch nicht“ Katrin Seybold Auch heute noch wird der studentische Widerstand gegen das Hitler Regime, bekannt als „Die Weiße Rose“ oft nur mit den Geschwistern Scholl und Christoph Probst verbunden. Sie waren die Ersten, die im Februar 1943 von der Gestapo verhaftet, verhört, vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und ohne Verzug hingerichtet wurden. Es waren aber sehr viel mehr Menschen an den Flugblattaktionen beteiligt, obwohl sie von den Hinrichtungen erfahren hatten. Katrin Seybold führt uns mit ihren Interviews in eine Welt, in der keine Menschenrechte mehr vertreten wurden. Wir durchlaufen mit den Zeitzeugen ihre Erinnerung, wie sie als junge Menschen ihre Verhaftung und die anschließenden Verhöre durch die Gestapo erlebten. Wir erfahren von ihrem Hunger, ihrer völligen Abgeschlossenheit von der Außenwelt, ihrer Angst vor KZ und Bombenangriffen während ihrer langen Untersuchungshaft. Noch im April 1945, kurz vor Deutschlands Kapitulation fällt der Volksgerichtshof Urteile.
Am 13.11.15 um 19.30 Uhr, am 15.11.15 um 21.30 Uhr
SOBIBOR, OCT. 14, 1943, 4PM OmU F 2001, 95 min, 35mm, R: Claude Lanzman
Ausgehend von einem Gespräch, das mir Yehuda Lerner 1979 gewährt hatte, als ich Shoah drehte, entstand der Film SOBIBOR, 14 OCTOBRE 1943, 16 HEURES – Ort, Tag, Monat, Jahr, Stunde des einzigen jemals gelungenen Aufstands in einem Vernichtungslager der Nationalsozialisten. In der Landschaft und an den Orten von heute, die immer noch dieselben wie damals sind, hat David, der nicht Gewalttätige, den ersten tödlichen Schlag geführt; er ist der Herold eines mythologischen Films und Meister einer sich steigernden Spannung bis zum letzten Bild, bis zu dem Augenblick, in dem die menschliche Ordnung wieder in Kraft tritt und wieder Freiheit herrscht. Claude Lanzmann
Am 13.11.15 um 21.30 Uhr
Exodus (DF) USA 1960, 208 Min, 35mm, R: Otto Preminger, mit Paul Newman, Eva Marie Saint, Ralph Richardson, Peter Lawford
Israel nach dem Zweiten Weltkrieg. Das Land wird verwaltet von britischen Besatzungsmächten. Als dem Schiff -Exodus mit europäischen Flüchtlingen das Anlegen verweigert wird, macht sich Ari Ben Canaan mit Hilfe der Haganah daran, den Flüchtlingen die Einwanderung zu ermöglichen.
Am 14.11.15 um 19.00 Uhr
Die Gezeichneten The Search OF USA/Schweiz 1948, 107 Min, 16mm, R: Fred Zinnemann. D: Montgomery Cliff, Aline MacMahon
Einführung und anschließendes Filmgespräch mit Anke Kalkbrenner
THE SEARCH, gedreht an Originalschauplätzen wie dem zerstörten Nürnberg und Würzburg, erzählt die Geschichte des jugendlichen KZ-Überlebenden und Vertriebenen Karel. Er wird in den Nachkriegstrümmern von dem US-Soldaten Steve aufgelesen, der Karels Mutter für tot hält. Daher will er den Jungen in die USA mitnehmen.
Am 17.11.15 um 19.00 Uhr
Moderner Antisemitismus, Querfront und völkische Bewegung – Vortrag und Diskussion
Referentin: Jutta Ditfurth
70 Jahre nach der Befreiung vom NS-Faschismus breitet sich in Deutschland die größte völkisch rassistische Bewegung seit 1945 aus. Die „Pegidas“ bringen abertausende „besorgte Bürger“ auf die Straße. Ihre Praxis sind rassistische Mobilisierungen gegen Migrant*innen. Sie eint der Bezug auf das »Volk«, das sich von »Überfremdung« bedroht sieht und dafür oft auch antisemitische „Erklärungen“ findet. Teile der Mittelschicht reagieren auf die Krise, auf Überlebens- oder Abstiegsängste, durch Flucht in Rassismus, Antisemitismus und ins Autoritäre. Dabei entstehen Querfronten über die »Mitte« hinweg, einerseits ins offen faschistische Lager und andererseits in die nationale, autoritäre Linke, was auch bei den antisemitisch durchsetzten vermeintlich linken „Mahnwachen für den Frieden“ zu beobachten war, bei denen rechts und links plötzlich keine Rolle mehr zu spielen schien. Die Referentin ist Soziologin, Autorin und für ÖkoLinX-ARL Mitglied der Stadtverordnetenversammlung in Frankfurt am Main
Am 7.+14.+15.11.15 um 15.00 Uhr
Die Kinder aus Nr 67 oder: Heil Hitler, ich hätt gern ein paar Pferdeäppel BRD 1980, 103 Min., 35mm, R: Usch Barthelmeß-Weller, Werner Meyer, ab 9 Jahre
1932/33 in Berlin-Kreuzberg: Paul und Erwin sind beste Freunde und Mitglieder der Bande aus dem Haus Nr. 67. Um einen Lederfußball kaufen zu können machen sie alle möglichen Arbeiten. Pauls Familie gerät durch die Arbeitslosigkeit des Vaters immer mehr in Not, so spendiert Erwin Brötchen und Schmalz damit sein Freund sich satt essen kann. Um die Mietschulden der Familie zu begleichen gibt es ein großes Hinterhoffest mit Tombola. Doch schon ein Jahr später gibt es die Bande so nicht mehr. Hitler ist an der Macht und ein Teil der Kinder gehört der HJ an. Paul ist immer öfter mit den Jungen aus der Hitlerjugend zusammen und Erwin, dessen Vater als SPD-Mitglied verhaftet wird, kann die nicht ausstehen.