Antifa Jour Fixe | Jahr 2016

beiderseitsvAuschwitzMontag, 19. Dezember 2016, 18.30 Uhr
„Beidseits von Auschwitz – Identitäten in Deutschland nach 1945“.

Lesung und Diskussion mit Kindern von Verfolgten und Tätern: Regina Szepansky, Gabriel Berger, Beate Niemann.
Moderation: Eva Nickel

In dem Buch „Beidseits von Auschwitz“ geht es um Nachkommen von Verfolgten und Verfolgern. Konkret: Inwieweit hat die Shoah und ihre Folgen, hat das Naziregime mit seinen Auswirkungen die Frauen und Männer geprägt, die in diesem Buch Einblick in ihre Lebensgeschichte geben? Worüber haben sie nachgedacht, als sie nach ihrer Identität gefragt wurden?

Die 30 Autorinnen und Autoren des Bandes, geboren zwischen 1935 und 1987, beschreiben nachdrücklich, wie sie mit diesem Erbe umgehen, um ihre eigene und die historische Wahrheit erkennen und einordnen zu können.

Mit Bedacht wurde ans Ende des Buches ein Beitrag aus dem Kontext des politischen Widerstands gesetzt.

 

casa-studente-genova-05Montag, 17.Oktober  2016, 18.30 Uhr
Genua: Vom Keller der Qualen zum Museum des europäischen Widerstands

Schon seit einigen Jahren gibt es eine Zusammenarbeit zwischen der Berliner VVN-BdA und Paolo Migone vom Dokumentationszentrum „LOGOS“ in Genua. So wurde die Ausstellung „Weg mit Hitler, Schluss mit dem Krieg“ über die Saefkow-Jacob-Bästlein-Organisation in Genua gezeigt, der Katalog ins Italienische übersetzt.

Heute erzählt Paolo Migone vom einstigen Gestapokeller von Genua, und wie daraus im heutigen Studentenhaus ein„Museum des europäischen Widerstands“ mit Veranstaltungen für Schüler und Studenten wurde Spannendes, wenig Bekanntes berichtet er auch über den Kampf deutscher Antifaschisten an der Seite der Resistenza in Italien.

 

 

Fritz4_beMontag, 19.September  2016, 18.30 Uhr
Wir müssen etwas machen!“
Kurz nach  seines 100. Geburtstages sprechen wir mit Fritz Schmid, der in Berlin im antifaschistischem Widerstand aktiv war. 

Nachdem das Gespräch mit Fritz Schmid anlässlich seiner 100. Geburtstages im Mai leider ausgefallen ist, starten wir einen zweiten Versuch: Fritz Schmid beteiligte sich aktiv im sozialistischen Widerstand in Berlin-Pankow. 1930 war er mit seinen 14 Jahren einer der Jüngsten, der sich in der SAJ organisierte. Kurze Zeit darauf schloss er sich dem KJVD an.

Damals waren sie sich einig, dem aufkommenden deutschen Faschismus etwas entgegenzusetzen. Aus dieser Gruppe entwickelte sich eine eigene Widerstandsgruppe, die illegale Flugblätter herstellte. Musste dieses Material versteckt werden, musste Fritz ran. Es dauerte nicht lange, und er wurde zur Wehrmacht eingezogen. Doch damit endete sein Widerstand nicht …

Mit Fritz Schmid spricht Anne Hunger.

 

Gina Pietsch und Christine ReumschüsselMontag, 15. August 2016, 18.30 Uhr 
Gina Pietsch und Christine Reumschüssel
Um uns selber müssen wir uns selber kümmern
Brecht und die DDR...

… das Land, in dem er die letzten 9 Jahre seines Leben arbeitete.
Um uns selber müssen wir uns selber kümmern – Brechtsche Binsenweisheit aus seinem kleinen „Aufbaulied der FDJ“ von 1948 und doch Stein des Anstoßes und Beginn einer ärgerlichen Reihe von Querelen, besonders mit dem damaligen Berliner FDJ-Sekretär Erich Honecker, der Brecht in besonderer Weise Steine in den Weg legte bei dessen „Mühen der Ebene“.

Diese reichen bis in die Buckower Jahre, in der die Natur nötiger wird zur Regenerierung der eigenen. Es sind schwierige Zeiten um den 17. Juni herum, die Anlässe genug zu Elegien geben. Buckower Elegien eben, in der DDR missdeutet, im Westen kaum verstanden. 3 Jahre schreibt er da noch, lehrt, inszeniert, organisiert, mischt sich ein in Politik, selten zur Freude der Herrschenden, macht Vorschläge, die hin und wieder angenommen werden, schafft ein neues Theater, das eine neue Gesellschaft befördern helfen soll und das Weltgeltung erzielt. Im Mai 56 lassen die Kräfte nach.
Die Macherinnen singen und erzählen davon in Pietschs 19. Brecht-Abend

 

guttiMontag, 18. Juli 2016, 18.30 Uhr 
Michael Guttmann: Ein Israeli verirrt sich in die DDR
Deutschland oder Israel? Realer oder Kibbuz-Sozialismus? Stasi oder Mossad?
Dies ist die ebenso spannende wie berührende  Lebensgeschichte eines Versprengten der Schoa.

Versteckt von seiner katholischen Großmutter, hat Michael Guttmann als jüdisches Kind in Nazideutschland überlebt. Nach dem Krieg nichts wie weg. Jugend im Kibbuz und Fallschirmjäger bei Zahal, der israelischen Armee. Danach eigentlich nur zu Besuch in die DDR, wo er dann aber eine von Widersprüchen und Selbstzweifeln begleitete Karriere als Ökonom macht und als Projektleiter im Rechenzentrum der Staatlichen Plankommission die wirtschaftliche Erosion sehr direkt erlebt. Die NVA kriegt ihn nicht, die Stasi auch nicht, obwohl sie ihn gern hätten. Sachkundig, mit Charme und Sensibilität, betreut er Delegationen und Führungskader der israelischen Kommunisten und linke Politiker des Landes.

Als die Mauer gefallen ist, sucht er seine alten Jugendfreunde in Israel wieder auf, die ihm auf die Schulter klopfen und die ganze Wahrheit zu kennen glauben: »Du warst doch eine Mossadpflanze!«

»Ich versuche den Leser teilhaben zu lassen an der eigenen beständigen Wahrheitssuche, Themen wie Sozialismus, Zionismus, jüdischer Staat, Schoa, Juden in Deutschland und islamischen Terrorismus in lockerer Darlegung zu vermitteln.«

 

fremdansbachMontag, 20. Juni 2016, 18.30 Uhr
„Fremd“ Flucht, Asyl, Migration: Dr. habil. Tatjana Ansbach liest aus ihrem Buch

Flucht, Asyl, Migration: Insbesondere das Kennenlernen persönlicher Schicksale kann die verzweifelte Lage dieser Menschen ins Bewusstsein rücken, Rassismus, Intoleranz und Vorurteile aus mangelndem Wissen und Ängsten abbauen, Parallelwelten verhindern sowie Verständnis und Nähe schaffen. Tatjana Ansbach, Juristin mit langjähriger Erfahrung in der Migrationsberatung, vermittelt in ihren berührenden Erzählungen ein reales Bild, warum Menschen ihre angestammte Heimat verlassen und was ihnen in Deutschland widerfährt. In ihrer Arbeit als Rechtsanwältin begegnete die Autorin zahlreichen Flüchtlingen, die in Deutschland leben. Aus deren Perspektive erzählt, liegt jeder dieser erschütternden Geschichten ein tatsächlicher Fall aus ihrer Praxis zugrunde. Mitgefühl statt Vorurteile für Menschen in Not. Ein Plädoyer für Toleranz und Menschlichkeit.

 

 

 

Fritz4_beMontag, 16. Mai 2016, 18.30 Uhr
„Wir müssen etwas machen!“
Anlässlich seines 100. Geburtstages sprechen wir mit Fritz Schmid, der in Berlin im antifaschistischem Widerstand aktiv war. 

Schmid beteiligte sich aktiv im sozialistischen Widerstand in Berlin-Pankow. Er war mit seinen 14 Jahren einer der Jüngsten, der sich in der SAJ organisierte.Kurze Zeit darauf schloss er sich der KJVD an.

Damals, 1933, dachten sie noch nicht an Widerstand, waren sich aber einig, etwas dem aufkommenden deutschen Faschismus entgegenzusetzen. Aus dieser Gruppe entwickelte sich eine eigene Widerstandsgruppe, die illegale Flugblätter herstellte. Musste dieses Material versteckt werden, wurde auf Fritz zurückgegriffen.

Es dauerte nicht lange und er wurde zur Wehrmacht eingezogen. Doch damit endete seine Widerstand nicht …

umschlag_barnimstraßeMontag |  21. März  2016 | 18.30 Uhr
Claudia von Gélieu: Auseinandersetzungen in der Erinnerungs- und Gedenkpolitik am Beispiel Berliner Frauengefängnis Barnimstraße 1868-1974
Zwanzig Jahre nach der Erstausgabe erschien Ende 2014 das Buch von Claudia von Gélieu über das Frauengefängnis in einer überarbeiteten und erweiterten Neuauflage. Tausende Antifaschistinnen waren dort in der Nazi-Zeit eingesperrt gewesen. Mehr als dreihundert Frauen mussten hier auf ihre Hinrichtung in Plötzensee warten. Dennoch war bis 1994 kaum etwas über Gefängnis bekannt. Und nur für Rosa Luxemburg gab es eine Gedenkstele. In der Neuauflage berichtet die Autorin über die zahlreichen Initiativen, mit denen es endlich gelang, dass die „Barnimstraße“ zum offiziellen Gedenkort wurde. Die Berliner VVN-BdA hatte daran einen nicht unerheblichen Anteil. Da das Gefängnis bis zu seinem Abriss 1974 weiter als Haftanstalt diente, also auch zu DDR-Zeiten, gab es die Auseinandersetzung um Gleichsetzung und Differenzierung von politischer Verfolgung in verschiedenen Systemen.
Ist das Frauengefängnis Barnimstraße beispielgegebend für Gedenkpolitik?
Sind wir zufrieden mit dem „Hörweg“ als offiziellem Ergebnis?
Müssen wir unsere eigene Erinnerungsarbeit fortsetzen?
Lesung aus: „Barnimstraße 10. Berliner Frauengefängnis Barnimstraße 1868-1974“, Berlin 2014

Dienstreise_9783355018241Montag |  15. Februar  2016 | 18.30 Uhr
20 Jahre in der Sowjetunion, davon über 17 Jahre in Verbannung: „Dienstreise -Leben und Leiden meiner Eltern in der Sowjetunion 1935 bis 1955“
Andrej Reder liest aus seinem Buch und ist zu einem anschließenden Gespräch und Gedankenaustausch bereit.

Sein Buch ist „Gewidmet deutschen Kommunisten und Antifaschisten, die zwischen den 1930er und 1950er Jahren Opfer von Repressalien in der Sowjetunion wurden. Gegen Instrumentalisierung ihres tragischen Schicksals und Vermächtnisses.“

Seine Eltern, Kommunisten und Antifaschisten emigrierten 1935 auf Beschluss der KPD-Führung in die Sowjet- union und waren überzeugt, dort am Aufbau des Sozialismus mitwirken zu können. Das erwies sich als tragischern Irrtum. Der Vater wurde 1938 und 1949 zweimal inhaftiert und verbannt. Die Verbannung der Mutter nach Kasachstan währte acht Jahre.

Hertha-Lewin-Reder und Gabo Lewin verstarben in den 90er Jahren in Berlin. Sie hinterließen Briefe, Dokumente und andere Zeugnisse aus jener Zeit: Korrespondenzen mit der Führung der KPD und SED, Schreiben an Stalin  und sowjetische Instanzen, Liebesbriefe… einzigartig und überraschend, denn zeitlebens haben sie über ihr Schicksal geschwiegen.

Andrej Reder, absolvierte das Moskauer Institut für Internationale Beziehungen. tätig im Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten der DDR, anschließend politischer Mitarbeiter in der Abteilung Internationale Verbindungen im ZK der SED, Schwerpunkt Asien. 1991bis 1994 Mitarbeiter für Entwicklungspolitik in der PDS-Bundestagsgruppe in Bonn.

 

CIC_RO_Hans_Coppi_detail_neuMontag |  18. Januar 2016 | 18.30 Uhr | Café Sibylle
Neun Jahre im Widerstand
Gespräch mit Hans Coppi aus Anlass des 100. Geburtstages seines Vaters

Der am 25. Januar 1916 in Berlin geborene und am 22. Dezember 1942 in der Hinrichtungsstätte Plötzensee ermordete Hans Coppi gehörte bereits1933 zu den aktiven Mitstreitern des kommunistischen Jugendverbandes im Kampf gegen das Naziregime. Anfang 1934 festgenommen setzte er nach der Entlassung aus dem Jugendgefängnis Plötzensee die illegale Arbeit fort. Neben seiner Tätigkeit als Dreher knüpfte er Kontakte zu Hitlergegnern unterschiedlicher sozialer Herkunft und weltanschaulicher Ansichten. Hans Coppi gehörte zu den engsten Mitstreitern von Harro Schulze-Boysen. Nach dem Überfall auf die Sowjetunion versuchte er einen Funkkontakt nach Moskau aufzubauen, kümmerte sich um aus der Sowjetunion kommende Fallschirmspringer, verbreitete Flugschriften und beteiligte sich an der Zettelklebeaktion gegen eine antisowjetische Propagandaausstellung. Seine Frau Hilde – sie heirateten im Juni 1941 – unterstützte ihn bei der gefahrvollen Arbeit. Im Spätsommer 1942 wurden Hans und Hilde Coppi festgenommen und mit über 40 Frauen und Männern vom Reichskriegsgericht zum Tode verurteilt.

In der Rezeption des Widerstands gegen das Naziregime wurde Hans Coppi vor allem als Funker der „Roten Kapelle“ bekannt, so auch Anfang der 1970er Jahre als Protagonist in dem Defa-Film und in der Fernsehserie der ARD. Bei Peter Weiss ist Hans Coppi historisches Vorbild der literarischen Coppi-Figur in der „Ästhetik des Widerstands“.

Stefan Heinz wird mit dem Sohn über dessen Annäherung an das Leben und den Widerstand seines Vaters und über den Umgang mit dieser Geschichte nach 1945 sprechen.

Der Politikwissenschaftler Stefan Heinz ist Mitarbeiter und Lehrbeauftragter der Arbeitsstelle Nationale und Internationale Gewerkschaftspolitik an der FU Berlin.

Der Historiker Hans Coppi ist Vorsitzender der Berliner VVN-BdA und freier Mitarbeiter an der Gedenkstätte Deutscher Widerstand

ANTIFA Jour fixe der Berliner VVN-Bda,

Immer am 3. Montag des Monat.

Immer um 18.30 Uhr.

Immer im Café Sibylle.