Refugees welcome! – Eindrücke von der Delegiertenkonferenz 2015 der Berliner VVN-BdA

17. Dezember 2015

Rassist/-innen und Nazis entgegentreten – Refugees welcome!

Nie wieder Krieg und Faschismus!

IMG_0098Zu der alle zwei Jahre einberufenen Delegiertenkonferenz unseres Verbandes kamen am 28. November in den ehemaligen Speicher der Zigarettenfabrik des jüdischen Fabrikanten Josef Garbáty nicht nur die gewählten Delegierten, sondern auch neue und interessierte Mitglieder.

 

Zu Beginn würdigte Jutta Harnisch in bewegenden Worten, stellvertretend für alle 2014 und 2015 verstorbenen Kameradinnen und Kameraden, die antifaschistische Lebensleistung von Elfriede Brüning, Werner Hunger, Inge Lammel und Hanna Tomkins.

Werner Knapp, Kämpfer in den Reihen der alliierten Streitkräfte, erinnerte in seinem Grußwort an seine und die Erfahrungen vieler Antifaschist/-innen von Flucht, Exil und ihrer solidarischen Aufnahme in vielen Ländern. In großer Sorge verwies er auf die weitere Formierung rechter Kräfte und die zunehmende Gewalt gegen Geflüchtete, Linke, Antifaschist/-innen, Journalist/-innen.

Die Delegiertenversammlung stand unter dem Leitgedanken „Für ein solidarisches Miteinander“.

Die Situation der Flüchtlinge und die Ende November beschlossene Teilnahme am Krieg in Syrien spiegeln sich im Bericht des Vorstandes, in der Erklärung der Landesdelegiertenkonferenz „Rassist/-innen und Nazis entgegentreten – Refugees welcome! Nie wieder Krieg und Faschismus!“ und in der lebendigen, manchmal auch kontroversen Diskussion.

Unsere uneingeschränkte Solidarität gilt den Flüchtlingen. Deshalb treten wir für sichere Zugangswege und ihre menschenwürdige Aufnahme in der EU, in Deutschland und auch in Berlin ein.

Wir fordern den Senator für Gesundheit und Soziales auf, die unhaltbaren Zustände beim LAGeSo (Landesamt für Gesundheit und Soziales Berlin) und in zahlreichen Notunterkünften sofort abzustellen oder zurückzutreten.

Wir setzen uns dafür ein, dass in ihren Heimatländern diskriminierte Roma und Sinti in Deutschland Asyl erhalten und nicht als Bürger „sicherer Herkunftsländer“ abgeschoben werden. Dies ist eine Verantwortung, die Deutschland für Roma und Sinti nicht nur vor der Geschichte zu tragen hat.

Der Platz der Berliner VVN-BdA ist an der Seite all derer, die sich in Berlin gegen Rassismus, Nationalismus, Antisemitismus, Antiziganismus und Islamophobie sowie für ein solidarisches Miteinander einsetzen. Für uns gilt es, in den täglichen Auseinandersetzungen Präsenz und Flagge zu zeigen und, wo immer möglich, unsere praktische Unterstützung anzubieten. So können wir auch neue Menschen für uns interessieren und gewinnen. Erinnerung ist auch Prävention. Das Bewusstsein um die Geschichte von Verfolgung, Widerstand und Exil ist einer der wichtigsten Dämme gegen die neue Welle des Nationalismus, Rassismus und Antisemitismus.

Wir benötigen eine engere Kooperation mit Schulen, Geschichts- und Erinnerungsinitiativen sowie neue Projekte, die Verfolgung, Widerstand und Exil thematisieren.

IMG_0118Mit den Einladungen hatten wir erstmals verschiedenfarbige Kärtchen verschickt, auf denen Delegierte und Gäste zahlreiche Anregungen eingetragen haben. Auf grünen Karten Positives: Generationsübergreifende Arbeit, Zusammengehörigkeitsgefühl, gute Veranstaltungen und Pressearbeit. Auf roten Karten Problematisches: wir werden zu wenig in der Öffentlichkeit wahrgenommen, mehr kritische Auseinandersetzung zur inhaltlichen Arbeit ist notwendig. Die gelben Karten sollten die eigenen Beiträgen beinhalten –aktive Mitarbeit in den Basisorganisationen/Vereinen, mehr Interaktionen mit anderen Organisationen.

Der Tätigkeitsbericht für die Arbeit dokumentiert unsere vielfältige, umfangreiche und unermüdliche Arbeit in den letzten beiden Jahren. Allen Mitgliedern und Sympathisant/-innen, den Mitgliedsorganisationen und ihren aktiven Vorständen möchten wir vielmals danken.

Einen großen Anteil an der erfolgreichen Arbeit hatten der Landesvorstand, die zeitweiligen und ständigen Arbeitskreise und vor allem die Geschäftsstelle mit Jutta Harnisch und Markus Tervooren.

Das Problem ist jedoch, dass die damit verbundene Arbeit von zu wenigen getragen wird. Voraussetzung für die Vorbereitung und Durchführung von Großveranstaltungen am 9. Mai, zum Tag der Erinnerung und Mahnung, den 9. November und in bestehenden und zu schaffenden Arbeitskreisen sind weitere aktive Mitstreiterinnen und Mitstreiter.

Im Anschluss an die lebendige Diskussion konnte nach der Bestätigung des Finanzberichtes (Großer Dank an Gisela!) und des Berichtes der Kassenprüfer/-innen der Vorstand entlastet werden.

Dem neuen in geheimer Abstimmung gewählten Vorstand gehören Andreas Barth, Klaus-Frieder Böhne, Hans Coppi, Anne Hunger, Michel Landmann, Gisela Lingenberg, Mathias Wörsching und Tobias Jachmann an. Auf der konstituierenden Sitzung wählte der Vorstand Hans Coppi zum Vorsitzenden.

Ja, es bleibt viel zu tun.Auf der ersten Vorstandssitzung im neuen Jahr am 5. Januar werden die auf der Delegiertenkonferenz unterbreiteten Vorschläge, Kritiken und Hinweise erörtert und in die weitere Arbeit einfließen. Ende Januar beraten wir auf einem Perspektivtreffen über die Zukunft und die inhaltliche Ausrichtung unseres Verbandes, die Gewinnung neuer Mitglieder, aber auch über die Mobilisierung eines größeren Kreises unserer Mitglieder.

Hans Coppi, Anne Hunger, Mathias Wörsching

Die Erklärung des Landesvorstandes und der Tätigkeitsbericht sind ebenfalls auf der Website der Berliner VVN-BdA einzusehen.

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