Pressemitteilung „Kein Freistellungsbescheid zur Gemeinnützigkeit jetzt auch für Berliner VVN-BdA e.V?“

5. März 2021

Pressemitteilung der Berliner Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten e.V. [Berliner VVN-BdA e.V.] – 3. März 2021

Auskunft vom Finanzamt: „Sie wissen schon warum.“

Hat Senator Kollatz die Kontrolle über seine Verwaltung verloren?

Seit Herbst 2020 liegen dem Berliner Finanzamt für Körperschaften I alle Unterlagen vor, die im Rahmen der Steuererklärung einzureichen waren, um die Anerkennung der Gemeinnützigkeit der Jahre 2017 – 2019 für die Berliner Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten zu prüfen. Nun, Monate später, erfolgte erst auf Nachfrage die mündliche Mitteilung, dass ein Bescheid zwar existiere, aber der Berliner VVN-BdA nicht zugesandt werden dürfe. O-Ton Finanzamt: „Sie wissen schon warum.“

„Nein wir wissen nicht warum.“ konstatiert Markus Tervooren, Geschäftsführer der Berliner VVN-BdA und führt aus: „Die Berliner VVN-BdA wird in keinem Verfassungsschutzbericht erwähnt, welche die einzige Grundlage für die Ausführungsbestimmungen der Finanzämter bezüglich der Anerkennung oder Verweigerung der Gemeinnützigkeit für Vereine bilden. Wir fragen uns also welche anderen Gründe es für das Verhalten des Berliner Finanzamtes geben kann. Schon die Aberkennung der Gemeinnützigkeit des Bundesvereinigung der VVN-BdA aufgrund haltloser Behauptungen des bayrischen(sic!) VS ist schon ein nicht hinnehmbarer Skandal. Dehnt das Finanzamt dieses Vorgehen jetzt eigenmächtig auch auf weitere Vereinigungen aus?“

Tervooren erklärt weiter: „Wir verstehen nicht, weshalb unter einer Rot-Rot-Grünen Regierung in Berlin die Gemeinnützigkeit der Berliner VVN-BdA überhaupt zur Disposition steht. Schließlich haben uns Vertreter*innen der Parteien der Koalition dankenswerterweise immer wieder versichert, es gäbe keinerlei Probleme für die Berliner VVN-BdA. Schließlich hat auch Manuela Schmidt, Vizepräsidentin des Abgeordnetenhauses und Haushälterin der Berliner LINKEN, uns immer wieder signalisiert und jüngst gegenüber dem Tagesspiegel bestätigt, dass Finanzsenator Matthias Kollatz ihr dies versichert habe. Gleichlautende Signale gab es auch im vergangenen Jahr von Vertreter*innen der SPD-Fraktion. Vielleicht sollten die Koalitionsparteien mal miteinander reden?

Es ist nicht das erste Mal, dass das Berliner Finanzamt im Zusammenhang mit der VVN-BdA ein fragwürdiges Verhalten an den Tag legt. Neben der bisher immer noch nicht erfolgten Anerkennung der Gemeinnützigkeit für die Bundesvereinigung, musste 2020 auch die Kreisvereinigung der VVN-BdA Pankow lange um die Anerkennung ihrer Gemeinnützigkeit bangen. Wie die Berliner VVN-BdA wird die Pankower Kreisvereinigung in keinem Verfassungsschutzbericht des Bundes oder der Länder erwähnt.

Für die Berliner VVN-BdA bedeutet die momentane Situation eine ungemeine Unsicherheit, da z.B. nicht klar ist, ob und für welchen Zeitraum noch Spendenbescheinigungen ausgestellt werden dürfen oder unser Verein von der Körperschaftsteuer befreit ist. Die finanzielle Basis unsererer Arbeit ist damit bedroht. Diese Unsicherheit kommt für die älteste antifaschistische Organisation in Berlin zur Unzeit. Die Blockadehaltung des Berliner Finanzamtes kommt letztlich nur der AfD und anderen rechten und faschistischen Organisationen zugute. „Von der AfD und ihren Kumpanen sind wir ein solches Verhalten gewohnt, besonders in Marzahn-Hellersdorf stehen aktive Antifaschistinnen und Antifaschisten gerade wieder im Fadenkreuz der Rechten.“ meint Markus Tervooren, „dass allerdings die Berliner Verwaltung unter einem Rot-Rot-Grün geführten Berliner Senat die Kampagne der AfD mittelbar zu unterstützen scheint ist für uns neu.“

Wir fragen uns deshalb – was ist faul im Berliner Finanzamt? Und welche Rolle spielt der Finanzsenator “

Berliner Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten

Berlin, 03.03.2021

Pressemitteilung: Mumia Abu-Jamal an Corona erkrankt – wir fordern seine Freilassung!

4. März 2021

4. März 2021

Unser Ehrenmitglied, der ehemalige Black Panther-Aktivist Mumia Abu-Jamal, ist positiv auf Covid-19 getestet worden. Das wurde auf der Homepage der Unterstützer:innen, The Jamal Journal, bekannt gegeben. Er leide an akuten Atembeschwerden und Schmerzen in der Brust.

Der Bürgerrechtler sitzt seit 1982 nach einem Prozess mit fragwürdigen Indizien und Zeugenaussagen, wegen des Mordes an einem weißen Polizisten im Gefängnis. Seine Schuld wurde nie bewiesen, mittlerweile hat den Mord ein anderer gestanden. Mumia bleibt trotzdem in Haft.

Zwei Hinrichtungstermine Abu-Jamals wurden nach internationalen Protesten abgesagt und 2011 wurde sein Strafmaß auf lebenslänglich ohne Möglichkeit der Haftverkürzung herabgesetzt. Proteste und Gnadengesuche, auch von der VVN-BdA an den ehemaligen US-Präsidenten Barack Obama, blieben erfolglos.

Bereits vier Gefangene im SCI Mahanoy-Gefängnis in Pennsylvania sind an Corona gestorben, viele weitere seiner Mitgefangenen im selben Zellentrakt sind ebenfalls erkrankt. Mumia Abu-Jamal ist seit vielen Jahren Herzkrank und leidet an einer chronischen Hepatitis C, weshalb er zur Hochrisikogruppe gehört.

Wir fordern die umgehende Freilassung von Mumia Abu-Jamal und eine adäquate, medizinische Behandlung für ihn und alle anderen Hochrisiko-Patient:innen!

Nach 40 Jahren muss Mumia endlich Gerechtigkeit widerfahren und er muss umgehend freigelassen werden!

Kontakt:

Hannah Geiger, Pressereferentin VVN-BdA
presse@vvn-bda.de
Mobil |Mobile +49 (0)178 2785958
Telefon (+49) 030-55579083-4
Telefax (+49) 030-55579083-9

Thomas Willms, Bundesgeschäftsführer VVN-BdA
bundesbuero@vvn-bda.de
Telefon (+49) 030-55579083-2
Telefax (+49) 030-55579083-9

Pressemitteilung zum Mordprozess gegen Stephan Ernst: ein Urteil, das nicht zufriedenstellen kann

29. Januar 2021

28. Januar 2021

Lübcke, Neonazi, Prozess, Urteil

Am 28. Januar 2021 wurde der nordhessische Neofaschist Stephan Ernst wegen des Mordes am Kasseler Regierungspräsidenten Dr. Walter Lübcke im Juni 2019 vom OLG Frankfurter zu lebenslanger Haft verurteilt. Jedoch können dieser Prozess und das Urteil nicht zufriedenstellen. Dafür gibt es mehrere Gründe: In diesem Verfahren wurden die politischen Hintergründe, die mit dem Mord verbunden neofaschistischen Netzwerke in Nordhessen und darüber hinaus sowie die Eingebundenheit des Täters in AfD bis „Sturm 18“ systematisch ausgeblendet.

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In Erinnerung an John Schehr und Genossen

29. Januar 2021

Aufruf zum individuellen Gedenken

1. Februar 2021

Kilometerberg/Schäferberg in Berlin-Wannsee

Der Landesverband Brandenburg der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (kurz VVN-BdA) und die Berliner VVN-BdA rufen dazu auf, am 1. Februar (oder am Wochenende davor) in Berlin am Schäferberg (auch Kilometerberg genannt), den am 1. Februar 1934 ermordeten Antifaschisten und Kommunisten John Schehr, Erich Steinfurth, Eugen Schönhaar und Rudolf Schwarz zu gedenken. Aufgrund der Covid19-Pandemie und den geltenden Kontaktbeschränkungen und Sicherheitsmaßnahmen rufen wir in diesem Jahr zu einem individuellen Gedenken auf.

John Schehr wurde am 9. Februar 1896 in Altona als Sohn einer Arbeiterfamilie geboren. Er erlernte den Beruf des Schlossers und politisierte sich früh. Bereits Ende 1912 wurde er Mitglied der SPD und während des Ersten Weltkrieges trat er zur USPD über. Seit dem Jahr 1920 wurde er, wie Ernst Thälmann, Mitglied der KPD. In der Folge übernahm er mehrere politische Führungspositionen und rückte im April 1932 als Abgeordneter in den Preußischen Landtag und wurde in den Reichstag gewählt. Er galt als enger Begleiter von Ernst Thälmann. Nach dessen Festnahme im März 1933 übertrug die Kommunistische Internationale den Parteivorsitz der KPD an John Schehr.

Am 13. November 1933 wurde John Schehr verhaftet. Da er als hoher Parteifunktionär der KPD bekannt war, musste er schlimme Folterungen der Gestapo wie schwere Verbrennungen und Augenverletzungen, überstehen. Von John Schehr gab es jedoch keine Aussagen. Als am 1.Februar 1934 der frühere KPD-Funktionär und mittlerweile Spitzel der Nazis, Alfred Kattner, in Nowawes – dem heutigen Potsdam-Babelsberg – ermordet wurde, rächten sich die Nazis sofort, in dem sie John Schehr, Erich Steinfurth, Eugen Schönhaar und Rudolf Schwarz aus der berüchtigten Gestapozentrale Columbiahaus nach Wannsee verschleppten. Hier wurden alle vier am Abend des 1. Februars 1934 „auf der Flucht“ erschossen, wie es die Nationalsozialisten propagandistisch verlautbaren ließen.

Verantwortlich für die Hinrichtung war der Polizeikommissar Bruno Sattler, ein ehemaliges Mitglied der „Brigade Ehrhardt“ einem Freikorps-Verband, seit 1931 Mitglied der NDSAP und später SS-Sturmbannführer mit Beteiligung an verschiedenen Kriegsverbrechen.

Noch im gleichen Jahr gedachte der Schriftsteller Erich Weinert mit seinem Gedicht „John Schehr und Genossen“ den Opfern. Hier, am Schäferberg (Kilometerberg), befindet sich eine Gedenkstele für John Schehr und die anderen Widerstandskämpfer, die hier 1934 von den Nazis ermordet wurden. Jedes Jahr rufen die VVN-BdA und andere Organisationen zum Gedenken auf.

Die Stele befindet sich an der Bushaltestelle „Schäferberg“, die vom S-Bahnhof Wannsee und von Potsdam, Glienicker Brücke, mit der Buslinie 316 zu erreichen ist.

Mit freundlichen und antifaschistischen Grüßen

Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten Landesverband Brandenburg e.V.

Berliner VVN-BdA e.V.

VVN-Verband der Antifaschistinnen und Antifaschisten e.V.

Kreisorganisation der Berliner VVN-BdA e.V.

Ortsvereinigung Potsdam der VVN-BdA

Aufruf zum Gedenken an John Schehr als PDF-Datei Herunterladen

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