Berliner Neonazis rufen am 9. November im Internet zum antisemitischen Pogrom auf. Wir rufen zur Solidarität mit allen Jüdinnen und Juden auf!

10. November 2016

Pressemitteilung der Berliner Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes-Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten                                                                                   10.11.2016

Berliner Neonazis rufen am 9. November im Internet zum antisemitischen Pogrom auf.

Wir rufen zur Solidarität mit allen Jüdinnen und Juden auf!  

Zum 78. Jahrestag der Pogromnächte 1938 veröffentlichten Berliner Neonazis eine Liste mit 70 jüdischen Einrichtungen unter dem Titel „Juden unter uns!“ auf ihrer Facebook-Seite. Das ist ein Aufruf zum Pogrom.

Den veröffentlichten „Feindeslisten“ der Berliner Neonaziszene, sei es vor einigen Jahren, die des sogenannten „Nationalen Widerstands Berlin“, als dessen Kopf der kürzlich abwählte Berliner NPD-Chef Sebastian Schmidtke galt, oder jüngst die der sogenannten „Freie Kräfte Berlin Neukölln, folgten regelmäßig Anschläge auf die Aufgelisteten, jüngst z.B. auf das Auto der Geschäftsführerin der Anton-Schmaus-Haus der Falken in Neukölln.

Seit langem führt auch die Spur des NSU-Netzwerks nach Berlin. Es gibt Indizien dafür, dass der sächsische Neonazi Jan W. gemeinsam mit Zschäpe und Mundlos im Jahr 2000 die Synagoge in der Rykestraße ausgespäht hat. Zschäpe hat einen Aufenthalt in Berlin eingestanden. Sie war von einem Wachmann erkannt worden. In der von Zschäpe angezündeten Wohnung in Zwickau fand sich eine Adressliste, auf der der Jüdische Friedhof Heerstraße in Charlottenburg-Wilmersdorf verzeichnet war. Schon 2011 stellte sich die Berliner Polizei die Frage, ob auch die drei bis heute ungeklärten Sprengstoffanschläge auf den Jüdischen Friedhof in Charlottenburg auf das Konto des Netzwerks gehen. 1998 explodierten am Grab von Heinz Galinski, dem früheren Präsidenten des Zentralrats der Juden, zweimal Rohrbomben, 2002 wurde ein Sprengsatz in den Eingangsbereich des Jüdischen Friedhofs Heerstraße geworfen. Alle Ermittlungen blieben bis heute ohne jeden Erfolg.

Die Berliner VVN-BdA e.V. erklärt dazu:

In unserer Vereinigung sind zahlreiche Überlebende des Holocaust und Angehörige von dessen Opfern organisiert. Sie trifft dieser Antisemitismus an einem Tag wie dem 9. November besonders schmerzhaft. Gemeinsam sind wir entsetzt und empört und erklären unsere unbedingte Solidarität mit allen Berliner Jüdinnen und Juden. Das Motto unserer gestrigen und alljährlichen Gedenkveranstaltung am Deportationsmahnmal in Moabit war „Kein Vergessen, kein Vergeben! 78 Jahre nach der Reichspogromnacht – Solidarität mit den Opfern des deutschen Antisemitismus und Rassismus“ Als der Überlebende Walter Kaufmann über die Pogromnacht und den Tod seiner Eltern in Auschwitz berichtete, hatten die Enkel der Täter die Pogromliste schon ins Internet gestellt.

Von den Ermittlungsbehörden fordern wir Aufklärung über die Täter!

Sofortige Löschung des antisemitischen Posts von Facebook!

Und nicht zuletzt: Berlin braucht endlich einen NSU-Untersuchungsauschuss!

Berliner VVN-BdA e.V.