Gedenkstättenfahrt nach Gardelgen

9. Oktober 2025

In ihrer Ausgabe vom 7. Mai 1945 informierte das amerikanische LIFE Magazine seine Leser*innen nicht nur über die ausstehende deutsche Kapitulation und ein nahendes Ende des Krieges. Es zeigte einer amerikansichen Öffentlichkeit in schockierender Deutlichkeit die deutschen Verbrechen, die sich noch in den letzten Wochen, Tagen und Stunden vor der Befreiung ereigneten.

In der Nähe von Hannover etwa trafen Häftlingstransporte der evakuierten Lager Neuengamme, Mittelbau-Dora und Hannover-Stöcken zusammen. Aufgrund zerstörter Gleise konnte die SS die Häftlinge nicht weiterschicken und trieb die ausgehungerten und erschöpften Menschen mithilfe lokaler Volkssturmeinheiten, Hitlerjugend und Angehörigen der Wehrmacht und NSDAP stattdessen zu Fuß weiter auf den sogenannten „Todesmarsch“, auf dem hunderte erschlagen und erschossen wurden, bis nach Gardelegen. Dort wurde der Massenmord beschlossen.

Unter Befehl des NSDAP-Kreisleiters und mit umfassender Unterstützung wurden Tausende in die Feldscheune Isenschnibbe bei Gardelegen getrieben und die mit in Benzin getränktem Stroh ausgelegte Scheune in Brand gesteckt. Die Täter umstellten die brennende Scheune und warfen Handgranaten hinein. 1016 Menschen wurden ermordet.

24 Stunden später erreichten die amerikanischen Streitkräfte das Städtchen. Erschüttert vom Tatort zwangen die Amerikaner alle männlichen Einwohner die Stätte des Verbrechens anzusehen und die Leichen zu exhumieren, sich um ihre Identifizierung zu bemühen und Gräber zu schaufeln – jeder sollte sich ein Leben lang um die Pflege dieser Ruhestätten kümmern.

Die Bilder des LIFE Magazine schockieren. Der Holocaust fand nicht nur „weit weg“ in Ostpolen statt, sondern mitten unterm Tätervolk.

Wir besuchen am Samstag, den 18. Oktober die Gedenkstätte Feldscheune Isenschnibbe mit Führung, Anmeldung unter: berlin@vvn-bda.de

https://gedenkstaette-gardelegen.sachsen-anhalt.de/geschichte