Gedenkveranstaltung für die Opfer des Arbeitserziehungslagers Schwetig (Oderblick) am 14. September 2019

12. September 2019

 Die Berliner VVN-BdA und die KombattantInnen-Vereinigung ZKRPiBWP aus Słubice laden mit freundlicher Unterstützung der polnischen Gemeinde Świecko zu einer Gedenkveranstaltung für die Opfer des Arbeitserziehungslagers Schwetig (Oderblick) am 14. September 2019 um 14:00 Uhr im polnischen Świecko ein

Im Oktober 1940 wurde bei Schwetig (poln. Świecko) das Arbeitserziehungslager „Oderblick“ errichtet. Einige Kilometer weiter wurde das AEL Brätz (poln. Brójce) errichtet. Während im AEL Brätz ca. 400 Häftlinge gefangen gehalten wurden, zumeist wegen sog. Arbeitsvertragsbruchs vor allem flüchtige Zwangsarbeiter (sog. Ostarbeiter) wurden im AEL Schwetig, ebenfalls einem Barackenlager ca. 700 Häftlinge interniert. Da das Lager auch als erweitertes Gefängnis genutzt wurde, gab es eine Abteilung, in der Frauen gefangen gehalten wurden. Die Dienstaufsicht über beide Lager wurde von der Stapo-Stelle Frankfurt (Oder) durchgeführt. Der aus Guben stammende Stapo-Chef, SS-Sturmbandführer Heinz Richter war zugleich für das Massaker im berüchtigten Zuchthaus Sonnenburg (heute Słońsk) verantwortlich.

Die Arbeitserziehungslager dienten der Disziplinierung und Umerziehung von Andersdenkenden, politischen Gegnern und Arbeitslosen. Sie wurden ab 1940 von der Geheimen Staatspolizei errichtet, oft in finanzieller Zusammenarbeit mit von der Zwangsarbeit profitierenden Firmen. Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs gab es etwa 200 dieser Lager im Deutschen Reich und den besetzten Gebieten, 500.000 Menschen durchliefen diese Lager.

In den beiden Lagern wurden bis 1945 polnische, belgische, französische, bulgarische, niederländische, jugoslawische, russische, ukrainische und italienische Gefangene weggesperrt. Am 31.08.1943 verließ der letzte Transport von polnischen Juden die in Brätz gefangen gehalten wurden und in der Gummifabrik „Rekord“von Herbert Lindemann in Schwiebus (heute Świebodzin) Zwangsarbeit leisten mussten ins deutsche Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert. Die verbleibenden Juden wurden kurz danach ermordet. Der 1922 in Poznań geborene ehemalige Häftling Henryk Dmochowski, der in Schwetig vom Oktober bis November 1942 in Schwetig und anschließend im Gefängnis Alexanderplatz (Zwangsarbeit bei Volta Werke Berlin) und später von März bis Mai 1943 im AEL Berlin Wuhlheide inhaftiert war, erklärte gegen über seinen Kameraden von der Jüdischen KombattanInnen-Vereinigung im Juni 2001 seine Dankbarkeit über die Tätigkeit eines jüdischen rztes im AEL Brätz: „Die ständigen mehrstündigen Gymnastikübungen die von Peitschenhieben begleitet wurden erschöpften die Häftlinge extrem physisch und psychisch. In dieser Zeit häuften sich Selbstmorde in den Abortgruben. Aufgrund von Ruhr, bei unvorstellbaren Schmerzen hat mir ein jüdischer Arzt im Lager das Leben gerettet, indem er trotz fehlender Medikamente meine Krankheit stoppte durch Fusseln vom Getreidekaffe den ich gegen meine Brotration in der Küche umtauschte.“

Am 30. Januar 1945 begann die Auflösung des AEL Schwetig. Die Häftlinge wurden auf einen Todesmarsch Richtung KZ Sachsenhausen geschickt. Etwa 70 kranke Häftlinge wurden in der Krankenbaracke des Lagers eingeschlossen und verbrannt. Auch die anderen Baracken wurden angezündet. Obwohl nach dem Krieg bei dem Kammergericht Berlin ein Ermittlungsverfahren wegen der Morde im AEL Brätz und Schwetig eingeleitet wurde, wurde Heinz Richter weder für diese noch für das Massaker in Sonnenburg je zur Verantwortung gezogen.

Mit der Festlegung der Oder als neuer Westgrenze Polens wurde Schwetig als Świecko Teil Polens. Ein Denkmal zur Erinnerung aller Lageropfer entstand im Jahre 1977 auf Initiative der Gemeinde. Der Ehemaliger Appelplatz wurde zwischenzeitlich mit Pappeln pflanzt. Im Herbst 2007 wurde eine von der Gemeinde Słubice finanzierte Gedenktafel mit 60 Namen der Opfer vom Arbeitserziehungslager „Oderblick” eingeweiht. Die KombattantInnen-Vereinigung ZKRPiBWP in Slubice hat vor dem Hintergrund gemeinsamer grenzüberschreitender Blockaden eines Neonazi-Aufmarsches in Frankfurt (Oder) im Jahre 2012 einen Gedenkstein gestiftet und auf dem Gelände des ehemaligen Arbeitserziehungslagers Schwetig.

Wir bitten um Teilnahme-Bestätigung, da die Gemeinde eine warme Mahlzeit sowie Kaffee- und Kuchen für die TeilnehmerInnen gewährleistet möchte.

INFO:Die Gedenkstätte in Świecko befindet sich direkt rechts neben/unter der Autobahn-Grenz-Brücke auf der A12.

Anreise mit Auto:Autobahn A12 Berlin-Poznań, nach der Autobahn-Grenzbrücke erste Abfahrt rechts auf Landesstraße Nr. 29 (Richtung „Zielona Góra“), danach rechts bei Straßenschild („Rybocice 7“). Im Dorf Świecko angekommen rechts zur Gedenkstätte.

Treffpunkt- Anreise mit Bahn: Mit RE1 (Abfahrt Ostbahnhof 12:04 Uhr) nach Frankfurt (Oder). Anschließend mit Fahrrad oder Taxi nach Słubice/Oderbücke. Der Landesstrasse Nr. 29 (Richtung „Zielona Góra“) folgen bis Schild „Hotel Korona“, rechts in Beton-Platten-Weg reinfahren und diesem Folgen durch den Wald bis zum Bahndamm, vor Bahndamm rechts Richtung Oder, unter der Autobahnbrücke fahren und Sandstrasse folgen bis zur Gedenkstätte in Świecko.

Wir organisieren dann gemeinsam den Transfer. Wir fahren gemeinsam mit Brandenburg-Tickets dann wird’s billiger!

PM: Berlin,1.9.2019 „Wach auf, es ist Krieg“– antifaschistische Kundgebung zum 80. Jahrestag des Überfalls auf Polen

20. August 2019

Pressemitteilung

Berlin, 20.08.2019

„Wach auf, es ist Krieg“

antifaschistische Kundgebung zum 80. Jahrestag des Überfalls auf Polen

Anlässlich des 80. Jahrestages des faschistischen Überfalls Nazi-Deutschlands auf Polen gedenken die Berliner Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und  Antifaschisten (VVN-BdA) und die Deutsch-Polnische Gesellschaft der Bundesrepublik (DPG BRD e. V.) am 1. September der Opfer des Faschismus.

Am 22.5.2019 teilte die deutsche Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Bundestagsfraktion Die Linke (BT-Drs. 19/10406) mit, dass sie keine Veranstaltungen anlässlich des 80. Jahrestages des Überfalls Deutschlands auf Polen plane. Die Bundesregierung fügte hinzu, dass sie es nicht für maßgeblich erachtet, durch eigene Gedenkveranstaltungen die Bedeutung des jeweiligen Erinnerungsanlasses zu unterstreichen.

Florian Gutsche, Bundessprecher der VVN-BdA erklärt:

Die Geschichtsvergessenheit der Bundesregierung verdeutlicht die zunehmende Ignoranz der Bundesrepublik gegenüber der Erinnerungen an die Opfer des deutschen Faschismus. Trotz ritualisierter erinnerungspolitischer Lippenbekenntnisse weigert sich die Bundesregierung, ihre Verantwortung durch Reparationen und Entschädigungen für die gesellschaftlichen Langzeitfolgen der NS-Verfolgung, insbesondere der transgenerationellen Traumaweitergabe, zu übernehmen.

Die Berliner VVN-BdA verneigt sich vor den sechs Millionen Pol*innen, davon die Hälfte polnische Jüd*innen, die Opfer der verbrecherischen Nazi-Politik wurden. Zugleich danken wir den Polnischen Streitkräften, die an allen Fronten des II. Weltkrieges „für unsere und eure Freiheit“* gegen den Hitler-Faschismus kämpften. Wir danken den Untergrundkämpfer*innen im besetzten Polen ebenso wie den Soldat*innen der 1. Polnischen Armee, die an der Befreiung Berlins vom Faschismus beteiligt waren. Die Berliner VVN-BdA tritt ein für gute Nachbarschaft und intensiven Austausch sowie gemeinsame Erinnerungs- und Gedenkarbeit der deutschen und polnischen Gesellschaft.

Am 1. September um 14 Uhr findet am Denkmal des polnischen Soldaten und deutschen Antifaschisten (Virchowstraße) unsere zentrale Gedenkkundgebung für die Millionen polnischer Opfer des Faschismus statt. Wir begrüßen dort Kapitän zur See Henryk L. Kalinowski, Vorsitzender der polnischen Veteranenvereinigung ZKRPiBWP und einer der ersten polnischen Soldaten bei der Befreiung Berlins 1945. Es nehmen weiterhin teil: Cornelia Schmaus (Schauspielerin) und der Ernst-Busch-Chor. PM: Berlin,1.9.2019 „Wach auf, es ist Krieg“– antifaschistische Kundgebung zum 80. Jahrestag des Überfalls auf Polen weiterlesen »

Wach auf es ist Krieg!

31. Juli 2019

Tag der Tag der Erinnerung, Mahnung & Begegnung,

Aktionstage gegen Neofaschismus und Militarisierung

31. August – 8. September 2019

Samstag, 31. August 2019 | 18.00 Uhr | Salon der Rosa-Luxemburg-Stiftung (Franz-Mehring-Platz 1, 10243 Berlin) | „Der Fall Gleiwitz“ | Gedenkveranstaltung anlässlich des 80. Jahrestages des Überfalls auf Polen am 1. September 1939 und des 110. Geburtstags von Kurt Schwaen, Komponist der Filmmusik „Der Fall Gleiwitz“

Sonntag, 1. September 2019 | 14.00 – 16.00 Uhr | Denkmal des polnischen Soldaten und deutschen Antifaschisten
„Wach auf, es ist Krieg“ | Antifaschistische Kundgebung zum 80. Jahrestag des Überfalls auf Polen

Sonntag, 8. September 2019 | Tag der Erinnerung, Mahnung & Begegnung
11.00 Uhr | Auftaktkundgebung: Rechter Terror in Berlin – Untersuchungsausschuss jetzt! | Hufeisensiedlung Neukölln (Fritz-Reuter-Allee 46, 12359 Berlin, U7 Blaschkoallee)
Daran anschließend:
Antifaschistischer Fahrrad-Korso entlang an Orten von Verfolgung und Widerstand 1933-1945 | Im Andenken an Heinz Kapelle, hingerichtet am 1. Juli 1941 in Plötzensee, weil er im September 1939 Flugblätter gegen den Krieg verbreitete. Flyer zum Korso>>>

Ab 14.00 Uhr | Tag der Erinnerung, Mahnung und Begegnung im Jugendkulturzentrum Königstadt | Saarbrücker Straße 23, 10405 Berlin – U2 Senefelder
Platz)

14.30 Uhr | Rundgang NS-Zwangsarbeit im Keller der Keller der ehemaligen Brauerei Königstadt
15.30 Uhr | Podium: Make Germany great again!? Deutsche Militär- und Rüstungspolitik in einer multipolaren Welt
17.00 Uhr | Diskussion: Lasst uns mit eurem Krieg in Frieden – deutsche Großmachtträume platzen lassen

Die ganze Zeit: Bücher- und Infotische, Ausstellungen, Kaffee und Kuchen im Antifa-Café, leckeres Essen und kühle Getränke, Live-Musik u.A. mit Saytham’s KlezmerLounge

Programmflyer >>>

Aufruf:

Überlebende der Konzentrationslager und Zuchthäuser begründeten im Jahr 1945 die Tradition, am zweiten Sonntag im September der Opfer des Faschismus zu gedenken. Als Tag der Erinnerung und Mahnung – Aktionstag gegen Rassismus, Neonazismus und Krieg – verbindet er heute das Gedenken an die Opfer des Nazi- Regimes mit wichtigen Debatten der Gegenwart.

1.September 1939 – 2019 – 80 Jahrestag des Überfalls Nazideutschlands auf Polen

„Seit 5:45 Uhr wird zurückgeschossen“ – mit dieser Propagandalüge eröffnete vor 80 Jahren der deutsche Faschismus mit dem Überfall auf Polen den zweiten Weltkrieg. Am Ende standen mehr als 60 Millionen Tote, Millionen Verletzte, Witwen und Waisen sowie riesige Zerstörungen in allen vom Faschismus und japanischen Militarismus beherrschten und okkupierten Ländern.

Die historische Konsequenz des Jahres 1945 nach der militärischen Zerschlagung des Faschismus und der Befreiung konnte daher nur lauten: „Nie wieder Faschismus! Nie wieder Krieg!“ Wach auf es ist Krieg! weiterlesen »

Antifa Jour Fixe August: Meinst du, die Russen wollen Krieg? Gina Pietsch und Frauke Pietsch

29. Juli 2019

Antifa Jour Fixe der Berliner VVN-BdA

Montag, 19. August 2019 |  18:30 Cafe Sibylle

Karl-Marx-Allee 72, 10243 Berlin

Meinst du, die Russen wollen Krieg?

Gina Pietsch und Frauke Pietsch

Befrag die Stille, die da schwieg
im weiten Feld, im Pappelhain,
Befrag die Birken an dem Rain.
Dort, wo er liegt in seinem Grab,
den russischen Soldaten frag!
Sein Sohn dir drauf Antwort gibt:
Хотят ли русские войны?

Jewgeni Jewtuschenko

Seit einigen Jahren sind wir Zeugen einer Russophobie, die an die Hochzeiten des Kalten Krieges erinnert.
Auch die herausragende Rolle der Roten Armee beim Sieg über den deutschen Faschismus soll nach und nach vergessen gemacht werden.

Gina Pietsch und Frauke Pietsch sehen das anders. Für die Stralsunder Russlandtage 2019 haben sie ihr Programm entwickelt und stellen es im August-Jour-Fixe unserer VVN vor; mit Texten und Liedern von Braun, Brecht, Fühmann, Gundermann, Hacks, Sting, den Stones, Tucholsky, Wyssotski und natürlich Jewgeni Jewtuschenko, dem Namensgeber des Titelliedes „Meinst du, die Russen wollen Krieg?“.

Antifa Jour Fixe der Berliner VVN-BdA

Immer am 3. Montag des Monat
Immer im Café Sibylle
Immer um 18.30 Uhr

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