Gedenken an Ursula Goetze und all die anderen …
26. Juli 2013
Vor dem Haus Hornstrasse 3,
10961 Berlin – Kreuzberg
Montag 5. August 2013, 17 Uhr
Es spricht Hans Coppi,
Vorsitzender der Berliner VVN-BdA
Musikalische Umrahmung: Gina Pietsch
Vor siebzig Jahren, am 5. August 1943 starben in Berlin-Plötzensee drei Männer und dreizehn Frauen unter dem Fallbeil. Sie gehörten einem antifaschistischen Netzwerk von über 150 Frauen und Männern an: Gegner des Naziregimes unterschiedlicher sozialer Herkunft und mit verschiedenen politischen und weltanschaulichen Ansichten. Zu den führenden Köpfen zählten der Oberregierungsrat Arvid Harnack und der Oberleutnant der Luftwaffe Harro Schulze-Boysen.
Wegen deren Verbindungen zur sowjetischen Botschaft ordnete die Gestapo die im frühen Herbst 1942 über 120 festgenommen Regimegegner dem Fahndungskomplex „Rote Kapelle“ zu. Hitler und die NS-Führung erwarteten eine exemplarische Bestrafung. Die meisten der vom Reichskriegsgericht und Volksgerichtshof beantragten 50 Todesurteile wurden vollstreckt.
Auch das gegen Ursula Goetze. Die junge Kommunistin absolvierte die Höhere Handelsschule und arbeitete als Sekretärin. Ab 1938 besuchte sie ein Abendgymnasium und begann im Jahr 1940 ein Studium an der heutigen Humboldt-Universität. Nazikritische Mitschüler des Abendgymnasiums trafen sich in der Wohnung von Eva Knieper, die 1939 den Neurologen John Rittmeister geheiratet hatte. Aus Diskussionen zu politischen Fragen, an denen sich auch der mit Ursula Goetze befreundete Romanist Werner Krauss und Harro Schulze-Boysen beteiligten, entstand ein Widerstandszirkel. Radio London und Moskau wurden abgehört, Kontakte zu Zwangsarbeitern und anderen Nazigegnern aufgebaut. Vermehrt ging man vom Lesen von „Hetzschriften“, wie es im Todesurteil hieß, zu Widerstandsaktionen über. Aus Protest gegen die Propagandaausstellung „Das Sowjetparadies“ im Lustgarten fertigten und verteilten Ursula Goetze mit Werner Krauss und ihren Freunden, mit Liane Berkowitz, Marie Terwiel, Hans und Hilde Coppi, Elisabeth und Kurt Schumacher, Harro Schulze-Boysen und anderen Hunderte Klebezettel.
Mitte Mai 1942 sorgte diese Aktion in verschiedenen Stadtteilen für erhebliches Aufsehen, die Akteure blieben zunächst unentdeckt. Die Gestapo verhaftete im September / Oktober 1942 die daran Beteiligten. Das Reichskriegsgericht verurteilte Ursula Goetze am 18. Januar 1943 zum Tode.
Die Todesurteile wurden am Abend des 5. August vollstreckt.
Es starben:
19:00 Uhr Stanilaus Wesolek
19:03 Uhr Emil Hübner
19:06 Uhr Dr. Adam Kuckhoff
19:09 Uhr Frida Wesolek
19:12 Uhr Ursula Goetze
19:15 Uhr Marie Terwiel
19:18 Uhr Oda Schottmüller
19:21 Uhr Rose Schlösinger
19:24 Uhr Hilde Coppi
19:27 Uhr Klara Schabbel
19:30 Uhr Else Imme
19:33 Uhr Eva-Maria Buch
19:36 Uhr Anni Krauss
19:39 Uhr Ingeborg Kummerow
19:42 Uhr Cato Bontjes van Beek
19:45 Uhr Liane Berkowitz
Seit 1987 erinnert eine Gedenktafel in der Kreuzberger Hornstrasse 3 an Ursula Goetze. Hier möchten wir sie und alle am Abend des 5. August 1943 in Plötzensee Ermordeten mit einer Gedenkkundgebung ehren.
Berliner Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes- Bund der Antifaschisten e.V.
Mit Unterstützung von FHXB Friedrichshain-Kreuzberg Museum und Kreuzberger Horn