Gedenken an Ursula Goetze und all die anderen …

26. Juli 2013

ugoetze

Ursula Goetze
Geboren am 29. März 1916
Von den Nazis in Berlin Plötzensee hingerichtet am 5. August 1943

Vor dem Haus Hornstrasse 3,

10961 Berlin – Kreuzberg

Montag 5. August 2013, 17 Uhr

Es spricht Hans Coppi,

Vorsitzender der Berliner VVN-BdA

Musikalische Umrahmung: Gina Pietsch

Vor siebzig Jahren, am 5. August 1943 starben in Berlin-Plötzensee drei  Männer und dreizehn Frauen unter dem Fallbeil. Sie gehörten einem antifaschistischen Netzwerk von über 150 Frauen und Männern an: Gegner des Naziregimes unterschiedlicher sozialer Herkunft und mit verschiedenen politischen und weltanschaulichen Ansichten. Zu den führenden Köpfen zählten der Oberregierungsrat Arvid Harnack und der Oberleutnant der Luftwaffe Harro Schulze-Boysen.

Wegen deren Verbindungen zur sowjetischen Botschaft ordnete die Gestapo die im frühen Herbst 1942 über 120 festgenommen Regimegegner dem Fahndungskomplex „Rote Kapelle“ zu. Hitler und die NS-Führung erwarteten eine exemplarische Bestrafung. Die meisten der vom Reichskriegsgericht und Volksgerichtshof beantragten 50 Todesurteile wurden vollstreckt.

Auch das gegen Ursula Goetze. Die junge Kommunistin absolvierte die Höhere Handelsschule und arbeitete als Sekretärin. Ab 1938 besuchte sie ein Abendgymnasium und begann im Jahr 1940 ein Studium an der heutigen Humboldt-Universität. Nazikritische Mitschüler des Abendgymnasiums trafen sich in der Wohnung von Eva Knieper, die 1939 den Neurologen John Rittmeister geheiratet hatte. Aus Diskussionen zu politischen Fragen, an denen sich auch der mit Ursula Goetze befreundete Romanist Werner Krauss und Harro Schulze-Boysen beteiligten, entstand ein Widerstandszirkel. Radio London und Moskau wurden abgehört, Kontakte zu Zwangsarbeitern und anderen Nazigegnern aufgebaut. Vermehrt ging man vom Lesen von „Hetzschriften“, wie es im Todesurteil hieß, zu Widerstandsaktionen über. Aus Protest gegen die Propagandaausstellung „Das Sowjetparadies“ im Lustgarten fertigten und verteilten Ursula Goetze mit Werner Krauss und ihren Freunden, mit Liane Berkowitz, Marie Terwiel, Hans und Hilde Coppi, Elisabeth und Kurt Schumacher, Harro Schulze-Boysen und anderen Hunderte Klebezettel.

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Mitte Mai 1942 sorgte diese Aktion in verschiedenen Stadtteilen für erhebliches Aufsehen, die Akteure blieben zunächst unentdeckt. Die Gestapo verhaftete im September / Oktober 1942 die daran Beteiligten. Das Reichskriegsgericht verurteilte Ursula Goetze am 18. Januar 1943 zum Tode.

Die Todesurteile wurden am Abend des 5. August vollstreckt.

Es starben:

19:00 Uhr Stanilaus Wesolek

19:03 Uhr Emil Hübner

19:06 Uhr Dr. Adam Kuckhoff

19:09 Uhr Frida Wesolek

19:12 Uhr Ursula Goetze

19:15 Uhr Marie Terwiel

19:18 Uhr Oda Schottmüller

19:21 Uhr Rose Schlösinger

19:24 Uhr Hilde Coppi

19:27 Uhr Klara Schabbel

19:30 Uhr Else Imme

19:33 Uhr Eva-Maria Buch

19:36 Uhr Anni Krauss

19:39 Uhr Ingeborg Kummerow

19:42 Uhr Cato Bontjes van Beek

19:45 Uhr Liane Berkowitz

Seit 1987 erinnert eine Gedenktafel in der Kreuzberger Hornstrasse 3 an Ursula Goetze. Hier möchten wir sie und alle am Abend des 5. August 1943 in Plötzensee Ermordeten mit einer Gedenkkundgebung ehren.

Berliner Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes- Bund der Antifaschisten e.V.

Mit Unterstützung von FHXB Friedrichshain-Kreuzberg Museum und Kreuzberger Horn