Vor 80 Jahren: Wir erinnern an NIKOLAI BERSARIN

10. Juni 2025

NIKOLAI BERSARIN
Erster 
Stadtkommandant 1945 
und Ehrenbürger von Berlin
(1.4.1904 Sankt Petersburg – 16.6.1945 Berlin)

„Ich versichere Ihnen, dass Kämpfen wesentlich leichter ist als die Verwaltung einer so großen Stadt.“ (Nikolai Bersarin)

Wir möchten Euch einladen, mit uns an den ersten sowjetischen Stadtkommandanten Berlins 1945 zu erinnern.

Montag, 16. Juni 2025 um 18.00 Uhr
an der Gedenktafel Petersburger Straße 86-90 / Bersarinplatz

Begrüßung:

Clara Herrmann (Bezirksbürgermeisterin), Bettina Theek (VVN-BdA)

Es spricht:

Prof. Dr. Götz Aly, Historiker

Als erster sowjetischer Stadtkommandant und Chef der Sowjetischen Garnison in Berlin war Nikolai Bersarin nur 55 Tage im Amt, dennoch blieb er einer der bekanntesten und ist bis heute hochgeachtet.

Bersarin überraschte viele Berlinerinnen und Berliner, die nach der jahrelangen Nazi-Propaganda das Schlimmste von „den Russen“ erwarteten.

Er verhalf den Menschen in unserer Stadt nach Kriegsende zu einem Neubeginn. Verwaltung aufbauen, Lebensmittelverteilung regeln, Filmwesen und Theater reaktivieren.

Stadtkommandant Nikolai Bersarin war kein Repräsentant von Siegerposen, sondern ein Mann praktischer Taten und unmittelbarer Hilfeleistungen.

Er starb bei einem Verkehrsunfall am 16. Juni 1945.

Die Polizei in Berlin am 8.Mai 2025

19. Mai 2025

–  uninformiert, übergriffig, willkürlich

(Gemeinsame Erklärung der Berliner VVN-BdA und des Roten Antiquariats)

Zu glauben, am 80. Jahrestag der Befreiung der Opfer des Faschismus, der Befreiten und Befreier*innen unter den misstrauischen Augen der Staatsgewalt – in diesem Falle der eingesetzten Polizei – in Würde gedenken zu können und auch durch das Recht auf Versammlungsfreiheit geschützt zu sein, war so falsch wie naiv.

Am Bebelplatz, wo die zentrale Gedenkveranstaltung der Berliner VVN-BdA stattfand, wurde schon beim Aufbau der Bühne jedes Transparent, jedes Plakat, jedes Infomaterial auf unserem Büchertisch „überprüft“, fotografiert und an eine Dienststelle weitergeleitet. Eine Polizistin fragte telefonisch nach, ob denn der Slogan „Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen“ erlaubt sei, ein Polizist glaubte im Roten Winkel unserer Vereinigung, der auf unseren Transparenten und Fahnen zu sehen ist, ein „Hamas-Dreieck“ zu erkennen, das damit verboten sei. An anderen Stellen in der Stadt, z. B. am Sowjetischen Ehrenmal in Treptow, versuchten Polizisten anfangs, Menschen das Tragen von Tüchern der VVN-BdA zu untersagen; schließlich seien das die Farben der russischen Fahne.

Im Laufe der Veranstaltung am Bebelplatz verbot die Polizei dem mobilen Infostand des „Roten Antiquariats“, das antifaschistische und linke Literatur vertreibt, am Denkmal für die Bücherverbrennung 1933 durch die Nazis über die Schriftsteller*innen, deren Bücher die Nazis verbrannten, zu informieren und deren Bücher zu vertreiben. Die Autor*innen waren vielfach aus Deutschland vertrieben oder in den Tod getrieben worden. Dass die Veranstalterin diese Bücher
als Bestandteil der Veranstaltung und des Gedenkens bezeichnete, wurde ignoriert, das Denkmal zum Absurdum geführt.

Ein Mitarbeiter der Firma, die die Bühne aufbaute, wurde gezwungen, einen Pullover auszuziehen, auf dem vermeintlich ein „Z“ zu sehen sei – es handelte sich um das Wort „Chaoz“, Name einer Punkrockband. Seine Personalien wurden überprüft. Wenig später wurde die Sache sang- und klanglos fallen gelassen.

Der Bitte unsererseits wiederum, zwei jugendliche Neonazis, die mit „White Power“-Zeichen provozierten, von der Veranstaltung fernzuhalten, wollten die Beamten anfangs nicht nach­kommen: ihre Teilnahme sei doch durch die Versammlungsfreiheit gedeckt.

All diese Vorfälle werten wir als ungerechtfertigte Eingriffe in die Versammlungsfreiheit und als einen würdelosen, geschichtsvergessenen Umgang mit den Teilnehmer*innen und dem Anlass unserer Veranstaltung. Ausführende waren teils ahnungslose, teils ignorante Polizeibeamt*innen, die auf diesen Einsatz nicht inhaltlich vorbereitet worden waren und oft übergriffige und willkürliche Entscheidungen trafen. Das Vorgehen schien von oben gedeckt zu sein. Ob diese Maßnahmen gesetzlich gedeckt waren, zweifeln wir an, dass ihnen jede Verhältnismäßigkeit fehlte, war offensichtlich. Wir als Veranstalterin sahen uns an mehreren Stellen gezwungen, dieser Polizeiwillkür nachzugeben, um einen würdigen Ablauf unserer antifaschistischen Gedenkveranstaltung zu sichern – einen größeren Polizeieinsatz, während Antifaschist*innen, ältere Nachkommen von NS-Opfern und Widerständler*innen redeten, wollten wir vermeiden.
Dass der Staat und die Behörden, die in der Nachfolge des NS-Staates stehen, sich anmaßen, das Gedenken an die Opfer des NS und die Befreiung vom Faschismus autoritär zu bestimmen und zu kontrollieren, es den Vertreter*innen der Opfer und des antifaschistischen Widerstands enteignet, das macht uns wütend und fassungslos. Dass dies von der Polizei jederzeit durchgesetzt wird, macht uns Sorgen. 

Wehe, wenn die AfD bei einer Regierungsbeteiligung diese jetzt schon autoritären, obrigkeitsstaatlichen Vorgehensweisen mitbestimmt und übernimmt – einen willfährigen Polizeiapparat hat sie schon.80 Jahre nach der Befreiu6&ng vom Faschismus sind in allen deutschen Parlamenten wieder Faschist*innen vertreten, sehen wir uns auf allen gesellschaftlichen Ebenen mit dem Abbau von demokratischen und sozialen Rechten konfrontiert.

Dagegen anzukämpfen, das ist das Vermächtnis des 8. Mai 1945.

Berliner VVN-BdA e.V.

Rotes Antiquariat               
Rungestraße 20
10179 Berlin | info@rotes-antiquariat.de | https://www.rotes-antiquariat.de

Antifaschistische Kundgebung – 8. Mai 2025

10. April 2025

Kundgebung: 16 UHR BEBELPLATZ


Zuvor:

Traditionelle Gedenkveranstaltung 12-14 Uhr Sowjetisches Ehrenmal im Treptower Park an der „Mutter Heimat“ mit Redner*innen aus drei Generation, ausgerichtet vom BdA Treptow und Berliner VVN-BdA e.V.

Mit Zeitzeug*innen, ihren Kindern und den Enkeln derjenigen, die aus den Lagern befreit wurden, die ins Exil nach Frankreich, England, die USA und die Sowjetunion gingen, die im Versteck geboren wurden, die im Widerstand gekämpft haben, hören wir Zeugnisse des 8. Mai 1945 und dem, was dieser Tag in den Lebensgeschichten und Familienbiographien bedeutet hat.

Mit Antifaschist*innen und Gewerkschafter*innen gegen Rechts unterstützen wir die, für die der Schwur von Buchenwald – „Die endgültige Zerschmetterung des Nazismus ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ideal“ – Anleitung und Auftrag ist.

Mit der jungen Generation solidarischer Antifaschist*innen kämpfen wir gegen Antisemitismus, Rassismus und Nationalismus – Chazak ve’ematz!

Mit „Liedern für Hoffnung, Widerstand und gegen das Vergessen“ von Der KMC aus Kreuzberg und „anti-völkischem Volksfest-Reggae“ vom Berlin Boom Orchestra werden wir feiern und wollen mit euch anstoßen, denn – Wer nicht feiert, hat verloren!

Aufruf – 8. Mai 2025

10. April 2025

80 Jahre – Befreiung was sonst!

Antifaschistische Kundgebung
8. Mai 2025 | 16.00
Bebelplatz | Berlin

Ich fordere: Der 8. Mai muss ein Feiertag werden! Ein Tag, an dem die Befreiung der Menschheit vom NS-Regime gefeiert werden kann. Das ist überfällig seit sieben Jahrzehnten. Und hilft vielleicht, endlich zu begreifen, dass der 8. Mai 1945 der Tag der Befreiung war, der Niederschlagung des NS-Regimes. Am 8. Mai wäre dann Gelegenheit, über die großen Hoffnungen der Menschheit nachzudenken: Über Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit – und Schwesterlichkeit.“ (Esther Bejarano, 2021)

Spasibo, thank you, merci! Dzięki! תוֹדָה! Хвала/ hvala! Grazie!

Am 8. Mai 2025 jährt sich die Befreiung vom Faschismus zum 80. Mal.

8. Mai 1945 – Гитлер капут! Гітлер капут! Hitler kaputt! – Endlich Frieden!

Unser Dank gilt insbesondere den Befreier*innen Berlins: den Soldaten der Roten Armee und den an ihrer Seite kämpfenden polnischen Truppen.

Nachdem das faschistische Deutschland ganz Europa in Schutt und Asche gelegt und ausgeplündert, Jüdinnen und Juden, Rom*nja, Kranke, Linke, Demokrat*innen und Intellektuelle, Kriegsgefangene und Millionen Menschen in den überfallenen Ländern Europas, alle, die nicht in das faschistische Weltbild und die deutschen Großmachtpläne passten, verschleppt, misshandelt und ermordet hatte, musste die faschistische Wehrmacht im Mai 1945 vor den Armeen der Anti-Hitler-Koalition und den antifaschistischen Partisan*innen Europas kapitulieren. Seitdem wird der 8. Mai 1945 als Tag der Befreiung über den deutschen Faschismus begangen.

Die Kapitulation des Nazifaschismus, die Befreiung der Überlebenden und das „neue Morgen“ werden wir feiern und wir fordern – wie schon unsere 2021 verstorbene Ehrenvorsitzende und Auschwitz-Überlebende Esther Bejarano:

Der 8. Mai muss Feiertag werden!

Es ist unsere Zukunft! Verteidigen wir die Errungenschaften des 8. Mai 1945!

Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel.“

Diese Worte haben die befreiten Häftlinge von Buchenwald den Antifaschist*innen aller nachgeborenen Generationen als Vermächtnis hinterlassen. Im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland, das als Gegenentwurf zum faschistischen Staatsverständnis entstand, heißt es schon im ersten Artikel:

Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.“

Dieses Versprechen ist nie eingehalten worden. 80 Jahre nach der Befreiung vom Faschismus stehen wir vor einem massiven rechten Rollback. Bis heute sind längst nicht alle überlebenden Opfer des Faschismus anerkannt und entschädigt worden. Eine wirkliche Entnazifizierung fand nie statt. Das Grundrecht auf Asyl, das eine unmittelbare Reaktion auf die Erfahrung der Nazi-Verfolgten war, wird seit 1993 schrittweise immer weiter eingeschränkt und damit faktisch abgeschafft. Rassismus, Antisemitismus und Nationalismus, das ideologische Erbe der Nazis, blieb stets ein Teil der deutschen Politik und Gesellschaft. Bis heute werden Immigrant*innen und Geflüchteten grundlegende Rechte vorenthalten. Die rasante militärische Aufrüstung, gepaart mit neuem Nationalismus und Militarismus, bedroht überdies mühsam erkämpfte soziale Errungenschaften und Absicherungen, demokratische Bildung und Kultur.

Eine wirklich friedliche Welt hat es nach dem 8. Mai 1945 nie gegeben. 2025 – 80 Jahre später – ist Krieg auch in Deutschland und Europa als Mittel der Politik wieder selbstverständlich geworden.

Neue Nazis greifen wieder nach der Macht. Die AfD ist in alle deutschen Parlamente eingezogen, in einigen Bundesländern mit Ergebnissen wie die NSDAP kurz vor 1933. Ihr ist es gelungen, den Wahlkampf zur Bundestagswahl zu einem rassistischen Ausgrenzungswettlauf zu machen und dabei die demokratischen Parteien vor sich herzutreiben. Und zu unserem Entsetzen wird auch das reaktionäre, sexistische, homophobe Geschlechterbild der AfD von vielen Wähler*innen geteilt.

Wir sagen: Nie wieder!

Es war und ist unsere Aufgabe, gesellschaftlichen Fortschritt, politische und soziale Demokratisierung und gleiche Rechte für alle im Kampf gegen Nationalismus, Rassismus und Antisemitismus, den Kampf um und für den Frieden in die Politik und Gesellschaft zu tragen. Es ist die Aufgabe all jener, die genau das brauchen und wollen.

Das „Nie wieder“ liegt nicht in den Händen der Politiker*innen, Staats- und Wirtschaftslenker*innen, sondern in den Händen von engagierten Demokrat*innen, Feminist*innen, Antifaschist*innen, Bürgerrechtler*innen, Kriegsgegner*innen, Gewerkschafter*innen und der Umweltbewegung. Wir sind beunruhigt, aber nicht mutlos: Heraus zum 8. Mai – für Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit und Schwesterlichkeit!

AfD verbieten – Refugees welcome! Nie wieder Faschismus – nie wieder Krieg!

Am 8. Mai 2025 wird es auf dem Bebelplatz um 16 Uhr eine große Kundgebung zu Ehren der Befreier*innen, in Gedenken an die Opfer und in Solidarität mit allen antifaschistischen Kräften geben – seid dabei!

Berliner VVN-BdA

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