Update 2020 / Offener Brief „Am 27. Januar – Kein Gedenken an die Opfer des Naziregimes zusammen mit der AfD!“
14. Januar 2020
14. Januar 2020
Ein Jahr ist vergangen – nichts ist passiert und das ist entäuschend.
Im Januar 2019 haben wir anlässlich des internationalen Holocaust Gedenktages / Tag der Opfer des Faschismus untenstehenden offenen Brief, Am 27. Januar – Kein Gedenken an die Opfer des Naziregimes zusammen mit der AfD!, der sich an die Berliner demokratischen Politiker*innen auf Landesebene, die Bezirksbürgermeister*innen, die demokratischen Stadträt*innen und BVV-Fraktionen, an alle, die bezirkliche und städtische Gedenkveranstaltungen ausrichten, richtete, veröffentlicht.
Er wurde von zahlreichen Überlebenden des Naziregimes und Nachfahren von Opfern des deutschen Faschismus unterzeichnet. Sie brachten zum Ausdruck, wie schmerzhaft und unerträglich für sie die Teilnahme von Vertreter*innen der AfD an den Gedenkveranstaltungen an die Befreiung der letzten überlebenden Häftlingen des Vernichtungslager Auschwitz ist. Einige von Ihnen sind mittlerweile verstorben.
Wir und sie hatten gehofft, dass die demokratischen Volksvertreter*innen energischer, lauter und öffentlicher gegen die mittlerweile garnicht mehr so schleichende Normalisierung der provokativen Teilnahme von Nationalist*innen, Rassist*innen und Antisemit*innen am Gedenken an die Opfer des NS vorgehen würden.
Im Gegenteil, die Überbringer*innen der schlechten Nachricht und jene die sich entschieden der Teilnahme der AfD in den Weg stellen, werden als die eigentlichen Störenfriede behandelt – so geschehen zum Beispiel zum Beispiel in Marzahn-Hellersdorf. Dort hatten 2019 Antifaschist*innen die AfD daran gehindert an der Kranzniederlegung am Denkmal zur Erinnerung an die Opfer der Zwangsarbeit teilzunehmen und damit die Würde des Tages und der Opfer des Faschismus bewahrt
Wir fragen, muss sich das am 25. Januar 2020, dem Tag der bezirklichen Gedenkveranstaltung wiederholen? Oder finden die demokratischen Bezirksverordneten selber einen Weg die AfD fernzuhalten?
Wir appellieren noch einmal an Sie: Laden Sie die AfD vom Gedenken aus!
Berliner VVN-BdA e.V.
Mehrere Initiativen zum Gedenken am 25.1.2020
Januar 2019
Auf einer Mitgliederkonferenz der Berliner Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten e.V. am 1. Dezember 2018 beschlossen die Teilnehmenden sich ausdrücklich öffentlich gegen die Teilnahme von AfD-Funktionär*innen an öffentlichen Gedenkveranstaltungen auszusprechen. Vertreter*innen einer Partei, deren Parteiführung und Funktionär*innen immer wieder die Verbrechen der Wehrmacht relativieren, in NS-Gedenkstätten provozieren und das Erinnern an den NS als „Verengung der deutschen Erinnerungskultur“ (Grundsatzprogramm der AfD) begreifen, sind auf solchen Veranstaltungen nach unserer Meinung fehl am Platz.
Die AfD nutzt ihre Teilnahme an Gedenkveranstaltungen lediglich, um sich als vermeintlich ganz normale demokratische Partei darzustellen, die sie für uns nicht ist. Die AfD ist das größte parteiförmige Sammelbecken für Nationalist*innen, Rassist*innen und Antisemit*innen in Deutschland.
Berlin, Januar 2020
Wir würden uns über Unterstützer*innen (Einzelpersonen und Organisationen) freuen, die den offenen Brief unterschreiben.
Mail an Berliner VVN-BdA e.V.: berlin@vvn-bda.de
Offener Brief
Am 27. Januar – Kein Gedenken an die Opfer des Naziregimes zusammen mit der AfD!
Die Berliner Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) wurde von Menschen gegründet, die den Nazismus als Negation der Demokratie und der Menschenwürde, als Regime des Massenmordes erlitten und gegen ihn Widerstand geleistet hatten. Den Überlebenden der Verfolgung aus rassistischen und politischen Gründen, der millionenfachen Vernichtung jüdischer Menschen sowie der Sinti und Roma, und auch den Nachkommen der Verfolgten und Widerstandskämpfer*innen fühlen wir uns verpflichtet. Bis heute sind die letzten Überlebenden der Naziverfolgung und ihre Nachkommen ein beträchtlicher Teil unserer Mitgliedschaft.
Deshalb appellieren wir an die demokratische Öffentlichkeit Berlins, die demokratischen Politiker*innen auf Landesebene, die Bezirksbürgermeister*innen, die demokratischen Stadträt*innen und BVV-Fraktionen, an alle, die bezirkliche und städtische Gedenkveranstaltungen ausrichten: Am 27. Januar – kein Gedenken an die Opfer des Naziregimes zusammen mit der AfD! Laden Sie die rechtspopulistischen und rechtsextremen Feinde der Demokratie nicht ein, sondern laden Sie sie aus! Nutzen Sie Ihre vielfältigen politischen Möglichkeiten zur klaren Positionierung in der Erinnerungskultur! Es liegt in Ihrer Hand.
Lea Rosh, die Vorsitzende des Förderkreises Denkmal für die ermordeten Juden Europas e.V., gab am 9. November 2018 ein nachdrückliches Beispiel. Sie hinderte den Vertreter der AfD daran, sich am Gedenken zu beteiligen. Unerträglich und schmerzhaft ist es, dass die überlebenden Opfer des NS, ihre Kinder und Enkel in ihrer Trauer von Vertreter*innen einer Partei gestört werden, die Nazis, Antisemit*innen und Geschichtsfälscher*innen in ihren Reihen duldet. Ermöglichen Sie den Überlebenden und ihren Nachkommen ein würdiges Gedenken.
Die AfD nutzt ihre Teilnahme an Gedenkveranstaltungen, um sich als vermeintlich ganz normale demokratische Partei darzustellen. Gleichzeitig führt sie einen fundamentalen Angriff auf die Erinnerungskultur in Deutschland. In der kritischen Aufarbeitung der deutschen Geschichte sehen die rechtsextremen und rechtspopulistischen Kräfte nur ein Hindernis auf dem Weg zu neuer nationaler Größe. Im Grundsatzprogramm der AfD heißt es: „Die aktuelle Verengung der deutschen Erinnerungskultur auf die Zeit des Nationalsozialismus ist zugunsten einer erweiterten Geschichtsbetrachtung aufzubrechen, die auch die positiven, identitätsstiftenden Aspekte deutscher Geschichte mit umfasst.“ Was die AfD damit meint, hat Björn Höcke deutlich gemacht, als er im Januar 2017 in Dresden eine „erinnerungspolitische Wende um 180 Grad” für Deutschland forderte. Laut Alexander Gauland, Fraktionsvorsitzender der AfD im Bundestag, werde die AfD „nicht nur unser Land, sondern auch unsere Vergangenheit zurückzuholen” und „die Deutschen“ hätten überdies das Recht, stolz zu sein auf „Leistungen deutscher Soldaten in zwei Weltkriegen“. Für ihn sei die Zeit des NS-Regimes nur ein „Vogelschiss” in der deutschen Geschichte.
Für die AfD ist ihr geschichtsrevisionistischer Angriff von zentraler Bedeutung zur Aushöhlung der offenen Gesellschaft und deren schrittweise Transformation in einen autoritären Obrigkeitsstaat. Demokrat*innen sollten diesen Angriff entschlossen zurückweisen, gerade am 27. Januar, dem Tag des Gedenkens an die Opfer des NS, dem internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocausts, dem Jahrestag der Befreiung des deutschen Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau durch die Rote Armee.
Wir appellieren noch einmal an Sie: Laden Sie die AfD vom Gedenken aus!
Berliner Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten e.V. (Berliner VVN-BdA e.V.)
Erstunterzeichnende:
Stand 28.01.2019
Peter Neuhof, Sohn eines ermordeten Widerstandskämpfers und Überlebender der Shoah
Volkmar Harnisch, Haft im faschistischen Gefängnis wg. Vorbereitung zum Hochverrat
Werner Knapp, antifaschistischer Widerstandskämpfer
Vera Friedländer, Überlebende einer großen jüdischen Familie
Lore Diehr, Arbeiterwiderstand in Berlin (im Umkreis der Saefkow-Jacob-Bästlein-Organisation)
Charlotte Florian, Überlebende der NS-Zwangsarbeitslager Bialystok und Rabensbrück (Ostpreußen)
Franz Gützlaff, verfolgt als Kind einer jüdischen Mutter
Angelika Menger
Karl-Heinz Berndt
Dr. Beate Sulanke, in Sippenhaft genommen
Horst Selbiger, Ehrenvorsitzender Child Survivor
Werner Zarrach, Shoa-Überlebender
Dr.Hans.Coppi, Sohn von Hilde und Hans Coppi. Sie wurden als Mitglieder der Widerstandsgruppe „Roten Kapelle,“ von den Nazis in Plötzensee hingerichtet.
Antje Kosemund, geb. Sperling. Ihre kleine Schwester Irma wurde im Euthanasiepogramm der Nazis ermordet.
Klaus Lemmnitz, Sohn politischer KZ-Häftlinge
Ursula Gögge, Hinterbliebene
Elke Bredel, Nachkomme
Gerhard Langguth, Nachkomme
Wolfgang Herzberg, Nachkomme
Eva Nickel, Nachkomme einer Shoah-Überlebenden
Oswald Schneidratus, Nachkomme von in der UdSSR repressierten und ermordeten deutschen Antifaschisten.
Israelitische Synagogen-Gemeinde (Adass Jisroel) zu Berlin, Dr. Moshe Abraham Offenberg
Maja Wiens / Tochter eines Verfolgten , Schriftstellerin
Małgorzata Anna Wilhelm geb. Nowicka, Urenkelin eines Auschwitz-Überlebenden
Andrea Halbritter, Nachkomme
Antonio Leonhardt, Nachkomme
Tamen Zimpel, Nachkomme
Monika Seiffert, Tochter von KZ- bzw. Gefängnishäftlingen
Vera Dehle-Thälmann, Nachkomme
Lagergemeinschaft Ravensbrück/ Freundeskreis e.V
Annerose Allex, Enkelin einer Verfolgten des NS-Regimes
André Lohmar
Hans Rentmeister, Eltern und sieben weiter Angehörige Widerstandskämpfer; KZ, Zuchthaus, Gefängnis, Interbrigaden in Spanien, NKFD, Emigration
John Sieber, Nachkomme
Andrée Fischer-Marum, Ludwig Marum, Enkel des am 29. März 1934 im KZ Kislau ermordeten Sozialdemokraten Ludwig Marum, Kinder der verfolgten und erzwungernermaßen emigrierten Hans und Sophie Marum,. geb. Gradenwitz
Sonja Kosche, Nachkomme einst als „Zigeuner“ Verfolgter vom Bündnis Zurale! Laut für Roma
Kurt Hillmann, Überlebender der Shoah
Prof. Dr. Günther Glaser, antifaschistischer Widerstandskämpfer
Andreè Leusink, Holocaustüberlebende
Sabine Reichwein., Nachkomme
Petra Hörig, Tochter von Horst Hörig, während der NS-Zeit als Homosexueller verfolgt
Barbara Wolterstädt , Nachkomme
Dr.sc. Charles Melis; In der Illegalität geboren – Eltern kämpften in der Résistance gegen den Faschismus
Rosita Mergen (KFSR)- Enkelin eines politischen KZ-Häftling und Spanienkämpfers
Harald Wittstock (KFSR) – Schwiegersohn eines Spanienkämpfers und sowjetischen Partisan
Andrée Mergen (KFSR) – Tochter eines Spanienkämpfers und Schwiegertochter eines politischen KZ-Häftling und Spanienkämpfers
Peter Mergen (KFSR) – Sohn eines politischen KZ-Häftling und Spanienkämpfers
Fritz Mergen (KFSR) – Sohn eines politischen KZ-Häftling und Spanienkämpfers
Werner Mergen (KFSR) – Sohn eines politischen KZ-Häftling und Spanienkämpfers
Pilar Mergen (KFSR) – Tochter eines politischen KZ-Häftling und Spanienkämpfers
Manuel Mergen (KFSR) – Enkel von zwei Spanienkämpfern und eines eines politischen KZ-Häftling
Dean Mergen (KFSR) – Urenkel eines Spanienkämpfern und politischen KZ-Häftling
Dr. Daniel Bendix, Politikwissenschaftler und Nachkomme
Unterstützer*innen
Victor Grossman, Antifaschist (ein Cousin, eines Kriegsgefangenen der Nazis, wurde ermordet weil er jüdisch war)
Renate Jagoda
Jakob Paul Wilhelm
Moabit hilft e.V.
GRIPS Theater, Leiter Philipp Harpain
Stiftung ZURÜCKGEBEN. Zur Förderung jüdischer Frauen in Kunst und Wissenschaft
NaturFreunde Berlin
Uwe Hiksch, Bundesvorstand NaturFreunde Deutschlands
Irmela Mensah-Schramm
Dr. Günter Wehner, Historiker
Kein Bock auf Nazis (unterstützt, vernetzt und informiert seit 2006 Jugendliche zum Thema Rechtsextremismus)
Vorstand Stiftung Haus der Demokratie und Menschenrechte
Kuratorium Stiftung Haus der Demokratie und Menschenrechte
UBI KLiZ e. V.
Initiative gegen Rechts Friedrichshain
Register Friedrichshain-Kreuzberg
Spandauer Bündnis gegen Rechts
Anne-L. Düren, Antifaschistin
Anwohner*inneninitiative „Hufeisern gegen Rechts“, Neukölln-Britz
Plenum der Berliner Obdachlosenhilfe e.V.
Dr. Oliver Reschke, Historiker
Peter Schrott
Renate Schrott
Uta Hartwigsen
Hans-Jürgen Heusel, GEW
Erinnerung heißt Widerstand- VVN-BdA Kaiserslautern
Julia Scharf
Wolf Dieckmann
Marlis Michel
Michael Heinecke
Carla Homann-Schartl
Ehrengard Heinzig
Doris Hammer Sozial-und Arbeitsmarktpolitische Sprecherin Fraktion DIE LINKE in der BVV Neukölln
Rainer Woltmann
Josef Keldenich
Andrea Halbritter, Weiße Rose Gemeinschaft
Heiko Thamm
Marlis Michel
Stefan Glaubitz
Sven Hensen
Petra Blang
„uffmucken“ Treptow-Köpenick
Antifa/ra Referat / AStA der Alice Salomon Hochschule
Kontakt- und Beratungsstelle für Flüchtlinge und Migrant_innen e.V.
Brigitte Müller, Omas gegen Rechts – Berlin
Bündnis Neukölln
AStA TU Berlin
Verein Gedenkort Fontanepromenade 15
Ortsgruppe FHXB der Naturfreunde Berlin
Lothar Eberhardt, entschädigungspolitischer Basisarbeiter seit 1993
Dieter Arbeiter, Antifaschist
Reiner Heinrich
Ilona Nack
rote hilfe ( OG Berlin)
rote hilfe (Bundesvorstand)
North East Antifa (NEA) Berlin
Bündnis „Kein Raum der AfD!“
Iris Hefets, Psychoanalytikerin
Ruth Luschnat
Flora E. Bernhagen (Buchautorin und Selbstverlag)
Ralf Neubauer
Sebastian Rohrlach
Rosemarie Heyer
„Nationalismus ist keine Alternative“ Berlin
Martina Lübbers
Martin Klein Mitglied des Landesvorstands DIE LINKE Rheinland-Pfalz
Claudia Schmidt KreisvorsitzendeDIE LINKE Westerwald