Antifaschistische Perspektiven gegen rechten Wandel stärken!

26. Februar 2025

Cornelia Kerth, Florian Gutsche, Bundesvorsitzende der VVN-BdA

Wie zu erwarten war, wird der nächste Bundeskanzler wohl Friedrich Merz heißen. Mit seiner Wutrede nur einen Tag vor der Wahl hat er noch einmal ganz deutlich gemacht, was wir von ihm zu erwarten haben: alles, was den Rechts-Wähler freut. „Es gibt keine linke Politik mehr in Deutschland“ ist allerdings eine Ansage weit über die zu erwartende rechte Regierungspolitik hinaus. Immerhin haben ihm deutlich weniger als 30 Prozent der Wähler:innen in ihre Stimme gegeben. Wenn er noch am Wahlabend von der SPD verlangt, sie solle „im Interesse Deutschlands“ sein explizit rechtes Programm als Koalitionspartner mit umsetzen, die Wähler:innen hätten den „Wandel“ gewählt, droht er mit der „Alternative“, die er rhetorisch immer wieder ausgeschlossen hat.
Die Berichterstattung vor der Wahl und am Wahlabend markiert bereits einen Wandel im Umgang der öffentlich-rechtlichen Medien mit der AfD, die mit der selbstverständlichen Beteiligung der AfD an allen Formaten der Normalisierung der neuen Nazi-Partei den Weg gebahnt haben.
Zum Glück für alle, die Merzens Kanzlerschaft fürchten müssen, gibt es auch in Zukunft antifaschistische Perspektiven in Deutschland: Im Parlament und auf der Straße!
Alerta antifascista: Schließt Euch fest zusammen, leistet Widerstand gegen die Rechte im Land!

Offener Brief zur Podiumsdiskussion am 11. Februar 2025 mit der AfD am Hans und Hilde Coppi Gymnasiun

6. Februar 2025

5. Februar 2025

Sehr geehrte Schulleitung des Hans-und-Hilde-Coppi-Gymnasiums,

über das Internet haben wir erfahren, dass Sie am 11. Februar 2025 eine Podiumsdiskussion zur anstehenden Bundestagswahl durchführen wollen, zu der Sie auch Beatrix von Storch von der extrem rechten AfD eingeladen haben.
Als Lichtenberger Verband der VVN-BdA (Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten), dem größten überparteilichen Zusammenschluss in Deutschland von Verfolgten des Naziregimes, Widerstandskämpfer:innen und Antifaschist:innen aller Generationen, möchten wir dazu Stellung nehmen:

Ihre Schule ist nach den kommunistischen Widerstandskämpfern Hans und Hilde Coppi benannt, die Widerstand leisteten und von den deutschen Faschisten hingerichtet wurden. Ihr Sohn, Dr. Hans Coppi, war von 2004 bis 2017 Vorsitzender der Berliner VVN-BdA und ist seit 2017 unser Ehrenvorsitzender. Hans Coppi beteiligte sich im Februar 2024 an einer gemeinsamen Erklärung von 286 Nachfahren von Widerstandskämpfer:innen gegen das NS-Regime, in der dazu aufgerufen wurde, „aus der Geschichte zu lernen und die Demokratie zu stärken“. Die Nachkommen, darunter auch von Dietrich Bonhoeffer oder Claus Schenk Graf von Stauffenberg, riefen explizit dazu auf, unsere Demokratie gegen die AfD zu verteidigen.

Die AfD auf ein Podium einzuladen, bedeutet, einer Partei den roten Teppich auszurollen, die das Gedenken an Hans und Hilde Coppi tagtäglich mit den Füßen tritt und es schlussendlich tilgen will. Bereits 2017 forderte Björn Höcke eine „erinnerungspolitische Wende um 180 Grad“. Der Ehrenvorsitzende der AfD, Alexander Gauland, hat die Verbrechen, die in der Zeit des Nationalsozialismus begangen wurden, mehrfach relativiert. Beim Bundeskongress der AfD-Nachwuchsorganisation Junge Alternative im thüringischen Seebach im Jahr 2018 sagte Gauland: „Hitler und die Nazis sind nur ein Vogelschiss in über 1000 Jahren erfolgreicher deutscher Geschichte“.

Die AfD ist offen geschichtsrevisionistisch. Sie spricht vom deutschen „Schuldkult“, der angeblich dazu diene, die Deutschen zu unterdrücken und sie auf die Verbrechen des Holocausts und des Nationalsozialismus zu reduzieren. Die AfD bewegt sich kontinuierlich zwischen Verharmlosung des deutschen Faschismus und erinnerungspolitischen Tabubrüchen. Aus diesem Grund ist auch die auf dem offiziellen Wahlkampfauftakt der AfD von US-Milliardär Musk getätigte Aussage, dass Deutschland „zu viel Fokus auf vergangene Schuld“ lege, nicht überraschend. Die AfD ehrt hingegen die Täter. Wie die Zeitung „Welt“ Ende letzten Jahres berichtete, haben mehrere AfD-Politiker und Gliederungen der Partei zum Volkstrauertag 2024 an die nationalsozialistische Tradition des „Heldengedenkens“ angeknüpft. In den Veranstaltungen wurden die Wehrmacht und deren Vernichtungskrieg im Osten glorifiziert.


Mit der Einladung der AfD-Bundestagsabgeordneten Beatrix von Storch holen Sie sich zudem das führende Parteimitglied ins Haus, deren Familie Teil des verbrecherischen Systems der Nazis war. Nikolaus von Oldenburg, der Großvater von Beatrix von Storch, brachte es in der SA zum Standartenführer. Zudem war er NSDAP-Mitglied. Den Vernichtungskrieg von Wehrmacht und SS wollte er nutzen, um seinen Clan zu bereichern. In einem Brief an den „Reichsführer SS“, Heinrich Himmler, im Jahr 1941 fragte er an, ob die „Möglichkeit des Ankaufs größerer Güter im Osten nach Kriegsende für [ihn] gegeben [sei].“ Der Ex-Großherzog schien offenbar zu wissen, dass die Nazis weite Teile Osteuropas entvölkern wollten – und dass der „Reichsführer“ der Mann war, der den Mordplan umsetzen würde. Diese Anbiederung an die deutschen Faschisten war durchaus typisch für den nord- und ostdeutschen Adel. Die meisten Adligen empfanden die Nazis als nützlich – schließlich lehnten beide Gruppen die Republik mit ihrer Demokratie und ihren Parteien ebenso ab wie den Parlamentarismus. Ihr anderer Großvater war Johann Ludwig Graf Schwerin von Krosigk, der von 1932 bis 1945 als Reichsfinanzminister amtierte. Er wurde 1949 als Kriegsverbrecher zu zehn Jahren Haft verurteilt.

Beatrix von Storch ist eines der bekanntesten Gesichter der extrem rechten AfD. Sie ist darüber hinaus eine umtriebige Lobbyistin in christlich-fundamentalistischen Kreisen und lobbiiert vor allen Dingen gegen die körperliche Selbstbestimmung der Frau. Sie sitzt seit 2017 für die AfD im Bundestag und vergiftet dort mit ihrer Fraktion den politischen Diskurs. Das Dokument, in dem der Verfassungsschutz 2019 „Anhaltspunkte für eine gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung ausgerichtete Politik der AfD“ sammelte, enthielt fünf Zitate von Frau von Storch.


Eine Beteiligung extrem rechter Parteien oder Parteimitglieder auf Podien ist kein Akt demokratischer Kultur, sondern normalisiert extrem rechte, menschenverachtende Positionen. Die AfD ist eine extrem rechte Partei, die kontinuierlich demokratische Strukturen delegitimiert, die Gleichheit aller Menschen negiert und deren Akteure sich immer wieder menschenverachtend äußern. Beatrix von Storch selbst forderte 2016 den Schusswaffengebrauch gegen Flüchtlinge an der Grenze. Mit dem Namen der Schule ist eine hohe moralische Verantwortung verbunden. Diese spielte auch bei der Namensgebung im Jahr 1994 eine überragende Rolle. So möchten wir an die damalige offizielle Selbstdarstellung der Schule erinnern:

„Die Wahl des Schulnamens war eine Entscheidung für Menschen mit Mut, für junge Leute, die Unrecht nicht hinnahmen, die nicht wegschauten, die sich verbrecherischer Gewalt entgegenstellten und von den Faschisten hingerichtet wurden. (…) Denn ein Schulname wird mit Bedacht gewählt, darf keine Formalität werden und sollte im Schulalltag präsent sein.“


Auch Sie als haben als Schulleitung die Aufgabe, die mit dem Namen der Coppis verbundenen Werte weiter zu tragen. Ansonsten wird aus dem Namen der Schule eine inhaltsleere Hülle und das Andenken an Hans und Hilde Coppi mit Füßen getreten. Wir fordern Sie auf, die unsägliche Teilnahme der extrem rechten AfD abzusagen, damit kein Schaden am Gedenken an Hans und Hilde Coppi entsteht.

Mit freundlichen Grüßen


Vorstand der VVN-BdA Lichtenberg

80 Jahre nach der Befreiung vom deutschen Faschismus ebnet Friedrich Merz den neuen Nazis den Weg. FDP und BSW machen mit.

30. Januar 2025

geschrieben von Bundessprecher*innen-Kreis

Die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes wurde 1947 von überlebenden Widerstandskämpfer:innen und Verfolgten des Naziregimes gegründet. Die letzten, die von ihnen heute noch leben, ihre Angehörigen und alle, die ihnen zugehört haben, erinnern sich mit Schrecken an die Zeit nach dem 30. Januar 1933:

Am 30. Januar 1933 wurde Adolf Hitler zum Reichskanzler einer Koalitionsregierung mit …

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Kein Gedenken gemeinsam mit der AfD am 27. Januar!

26. Januar 2025

+++ Pressemitteilung +++

Die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten ist entsetzt, dass auch in diesem Jahr die aktive Teilnahme von AfD-Mitgliedern zu verschiedenen Veranstaltungen am 27. Januar, dem Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust, vorgesehen sind. Wir sehen in der Teilnahem von AfD Vertretern, wie beispielsweise in Coswig (Sachsen), eine Verhöhnung der Opfer des NS-Regimes. Der italienische Holocaust-Überlebende Primo Levi erklärte 1974 mahnend: „Jede Zeit hat ihren eigenen Faschismus“. Für uns ist die AfD eine im Kern faschistische Partei, das heutige Gesicht des Faschismus in der Bundesrepublik. Die Ermittlungen zu der terroristischen Vereinigung „Sächsische Separatisten“ wie auch zur „Gruppe Reuß“ zeigen, dass es auch personelle Verbindungen der AfD in dieses Milieu gibt.

Wir appellieren deshalb an alle Bundestagsabgeordneten der demokratischen Parteien, dem Gruppenantrag auf Einleitung eines Prüfverfahrens auf Verfassungswidrigkeit zuzustimmen. Wir mahnen, dass das Schüren rassistischer Ressentiments durch andere Parteien letztlich zur weiteren Stärkung der AfD führen wird. Die Demonstrationen an diesem Wochenende haben gezeigt, dass weite Teile der Bevölkerung die Politik der AfD ablehnen, da sie in der AfD eine Gefahr für die Demokratie und ihre körperliche Unversehrtheit sehen. Die demokratischen Parteien sind gefordert endlich eine Politik zu betrieben, die die AfD nicht hofiert, sondern in die Schranken weist.

Bundesaussschuss der VVN-BdA,
Magdeburg, 26.01.25

Siehe auch:

https://berlin.vvn-bda.de/2024/12/offener-brief-kein-gedenken-an-die-opfer-des-naziregimes-zusammen-mit-der-afd/

Vereinigung fordert Ausschluss der AfD bei Holocaust-Gedenken

https://www.juedische-allgemeine.de/politik/vereinigung-fordert-ausschluss-der-afd-bei-holocaust-gedenken/

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