5. AUGUST 1943 (VOR 80 JAHREN)

1. August 2023

Mit Aufklebern wie diesem versuchten die Mitglieder der „Roten Kapelle“ gegen die von den Nazis zu Propagandazwecken im Mai 1942 eröffnete Ausstellung „Das Sowjetparadies“ zu protestieren.

Wir gedenken und ehren

Samstag | 5. AUGUST 2023 | 11:00 Uhr

Kranzniederlegung und stilles Gedenken in der Gedenkstätte Plötzensee
(Hüttigpfad, 13627 Berlin Charlottenburg Wilmersdorf

15:00: Gedenkkundgebung an Ursula Goetze vor dem Haus der Hornstraße 3 in Kreuzberg.

Erinnerungsstafel an Ursula Goetze in der Hornstraße 3 in Kreuzberg

Am 5. August 1943 wurden 13 mutige Frauen und drei Männer aus dem von den Nazis so genannten Widerstandsnetzwerkes Rote Kapelle mit dem Fallbeil in der NS-Hinrichtungsstätte Plötzensee ermordet.

Wir gedenken ihnen allen mit einer Kranzniederlegung in der Hinrichtungsstelle Plötzensee und einer Gedenkkundgebung in Kreuzberg am 80. Jahrestag ihrer Ermordung.

Zu folgender Uhrzeit wurden die Widerstandskämpfer:innen am 5. August 1943 im 3 Minutentakt hingerichtet:

19:00 Uhr Stanislaus Wesolek

19:03 Uhr Emil Hübner
19:06 Uhr Dr. Adam Kuckhoff
19:09 Uhr Frida Wesolek
19:12 Uhr Ursula Goetze
19:15 Uhr Marie Terwiel
19:18 Uhr Oda Schottmüller
19:21 Uhr Rose Schlösinger
19:24 Uhr Hilde Coppi
19:27 Uhr Klara Schabbel
19:30 Uhr Else Imme
19:33 Uhr Eva Maria Buch
19:36 Uhr Anni Krauss
19:39 Uhr Ingeborg Kummerow
19:42 Uhr Cato Bontjes van Beek
19:45 Uhr Liane Berkowitz

Die Rote Kapelle war ein eher lose organisiertes Widerstandsnetzwerk, bestehend aus verschiedenen Gruppen, die zum Teil schon seit 1933 bestanden und war eine der größten Widerstandsorganisationen ihrer Art gegen das faschistische Regime. Etwa 150 Personen ganz unterschiedlicher sozialer Herkunft und politischer Weltanschauung waren hier aktiv, darunter mindestens ein Drittel Frauen. Trotz unterschiedlicher Herkunft und Weltanschauung einte sie ein gemeinsames Ziel: Widerstand gegen das faschistische NS Regime zu leisten.

Die Aktivitäten waren vielfältig: Herstellung und Verbreitung illegaler Schriften, Unterstützung von Verfolgten und Zwangsarbeitenden, Sammlung geheimer Informationen über die deutschen Kriegsplanungen. Vor dem Überfall auf die Sowjetunion im Juni 1941 versuchte ein Teil, Moskau per Funkspruch zu warnen.

Der Frauenanteil und die Aktivität der Frauen waren hier sehr viel höher als in anderen Widerstandskreisen. Politische Diskussionen, geheime Treffen getarnt als Kaffeekränzchen, Herstellung und Verbreitung von Flugschriften, Sammeln geheimer Informationen, Weitergabe von Informationen, Unterstützung von Verfolgten, Kontakte knüpfen und Verbindungen zwischen den einzelnen Gruppen halten. Die sog. Klebezettel Aktion im Mai 1942 führten Frauen und Männer, getarnt als Paar durch – dies war unauffälliger. Obwohl sie oft mit ihren Partnern aktiv waren, lag die Motivation sehr selten nur in der Unterstützung. Die Entscheidung, Widerstand zu leisten, trafen sie allein. Ohne die aktive Mitwirkung von Frauen hätte es das Netzwerk so nicht gegeben.

Besonders an den Widerstand der Frauen der Roten Kapelle, stellvertretend für den gesamten, bisher viel zu wenig gewürdigten Widerstand von Frauen, wollen wir mit der Kundgebung vor dem Wohnhaus der Studentin Ursula Goetze erinnern. Ursula Goetze stellte mehrfach ihre Wohnung in der Hornstraße 3 für geheime Treffen zur Verfügung, traf sich hier mit Gleichgesinnten wie Liane Berkowitz, unterstützte Fremdarbeiter und einiges mehr.

Lange war die Rote Kapelle fast vergessen. In der DDR wurde überwiegend den Kommunist*innen gedacht. In der Bundesrepublik galt die Rote Kapelle noch lange nach 1945 als Sowjetischer Spionagering und ihre Mitglieder als „Landesverräter“, nicht zuletzt durch die in die BRD Justiz übernommenen Nazirichtern wie Manfred Roeder – der Richter, der 1942 und 1943 die Todesurteile gegen die Rote Kapelle fällte. Die Urteile wegen „Kriegsverrat wurden erst 2009 offiziell aufgehoben.

Für uns als VVN BdA hat die Rote Kapelle eine große Bedeutung, viele Nachkommen waren und sind unter unseren Mitgliedern vertreten, darunter unser Ehrenvorsitzende Hans Coppi Jun., der Sohn von Hans und Hilde Coppi. Seine Mutter gehörte auch zu den 13 Frauen, die am 5. August 1943 ermordet wurden. „Stolz, beherrscht und lieb. Kein Hass. Eine rührende Persönlichkeit. Rechnete nie mit ›Gnade der Menschen. Nie bereut.“ – Dies wurde von einer Wärterin auf der Haftkarte von Hilde Coppi notiert. Hans Coppi Jr. hatte entscheidenden Anteil daran, dass das Widerstandsnetzwerk heute anerkannter Teil der deutschen Erinnerungskultur an den Widerstand gegen den Nationalsozialismus geworden ist.

Programm:
11:00: Kranzniederlegung und stilles Gedenken in der Gedenkstätte Plötzensee
(Hüttigpfad, 13627 Berlin Charlottenburg Wilmersdorf)

15:00: Gedenkkundgebung vor dem Haus der Hornstraße 3 in Kreuzberg.

Musikalische Umrahmung Isabell Neuenfeldt

Antifaschistinnen aus Anstand // www.Frauen-im-Widerstand.de
Kiezbündnis am Kreuzberg e.V. // www.kiez-am-kreuzberg.de