Gedenkkundgebung: 85.Jahrestag des Überfalls Nazideutschlands auf Polen

19. August 2024

GedenkkundgebungSonntag, 1. September 2024, 14.30 Uhr, Denkmal des polnischen Soldaten und deutschen Antifaschisten

Am 1. September 2024 jährt sich der Überfall Nazideutschlands auf Polen und damit der Beginn des 2.Weltkriegs zum 85. Male.
Die Berliner Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten [Berliner VVN-BdA e.V.] ruft daher zu einer Gedenkkundgebung an die Opfer der deutschen Verbrechen auf. Wir möchten auch daran erinnern, dass Militarisierung, Aufrüstung und Nationalismus wiederum in Krieg und Vernichtung münden können, uns scheint dies in weiten Teilen der Gesellschaft vergessen zu sein.
Wir freuen uns sehr, dass das polnische queer-feministisches Kollektiv Dziewuchy BERLIN uns mit einem Beitrag über die „Vergessenen Heldinnen- Zapomniane bohaterki“  den Widerstand polnischer Frauen in Polen und Deutschland gegen den deutschen Faschismus unterstützt. Sie haben übrigens 2020 Denkmal informell in „Denkmal der Kämpfenden um Unsere und Eure Freiheit – Pomnik tych, którzy walczą o wolność naszą i waszą“ umbenannt.
https://www.dziewuchyberlin.org/

Gedenkkundgebung
Sonntag, 1.September 2024, 14.30 Uhr,

Denkmal des polnischen Soldaten und deutschen AntifaschistenVolkspark Friedrichshain Virchowstraße, 10249 Berlin

Vor 85 Jahren: Nazideutschland überfällt Polen und beginnt damit den Zweiten Weltkrieg.

Wir gedenken der Opfer und rufen auf zum Widerstand gegen Neofaschismus, Nationalismus und Militarismus heute!

In den Morgenstunden des 1. September 1939 überfiel die faschistische deutsche Wehrmacht das Nachbarland Polen. Den deutschen Truppen folgten motorisierte Einheiten von Polizei und SS und diese erschossen bereits in den ersten Kriegswochen zehntausende polnische Zivilist*innen als angebliche Partisan*innen, darunter besonders viele Jüdinnen und Juden. Bis zum Jahresende ermordeten sie über 50.000 Menschen als sogenannte „Reichsfeinde“.

Dieses Vorgehen stand von Beginn an außerhalb bekannter Kriegsführung:

Die SS erschoss allein bis Anfang 1940 etwa 4.000 polnische Psychiatrie-Patient*innen – noch bevor die systematischen „Euthanasie“-Morde an kranken und behinderten Menschen in Deutschland begannen. Am 25. und 26. September erfolgte mit dem Angriff auf Warschau das erste Flächenbombardement einer Großstadt überhaupt.

Grundlagen der Vernichtung

Zuvor war im Sommer in Deutschland ein staatliches Programm zur Ermordung der polnischen Eliten entworfen worden, das jetzt umgesetzt wurde. „Volksdeutsche“ Informant*innen hatten die Namen zehntausender polnischer Bürger*innen für das „Sonderfahndungsbuch Polen“ der Einsatzgruppen geliefert. Zwölftausend Mitglieder des „Volksdeutschen Selbstschutzes“ beteiligten sich an der Ermordung ihrer Nachbar*innen. Schulen und Kultureinrichtungen wurden größtenteils verboten, um Pol*innen als „unzivilisierte“ Arbeitskräfte zu erziehen.

Mit dem Überfall auf Polen wendete sich die  rassistische, antisemitische, eugenische und antisozialistische Verfolgungspolitik Nazideutschlands nach außen und nahm nie dagewesene Dimensionen an. Der deutsche Krieg in Polen war das blutige Vorspiel zum Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion und ihre Bürger*innen, zur Shoa, dem Versuch der vollständigen Vernichtung der europäischen Juden/Jüdinnen, zum Porajmos, dem Genozid an den Sinti*zze und Rom*nja Europas, und war begleitet vom Beginn des systematischen Massenmordes an Kranken und Menschen mit Behinderung.

Die historisch beispiellosen Verbrechen begannen unmittelbar nach dem Überfall auf Polen mit den Massenerschießungen polnischer Juden und Jüdinnen und Zusammentreiben jüdischer Menschen in Lager und Ghettos.

In der DDR wurde der 1. September erstmals 1947 als Weltfriedenstag der Jugend begangen und angesichts von Remilitarisierung und Wiedereinführung der Wehrpflicht 1957 in der BRD zum ersten Mal als „Antikriegstag“ begangen.

Die Erinnerung daran, dass Aufrüstung und Nationalismus in Krieg und Vernichtung münden können, war damals noch unmittelbar präsent. Die VVN-BdA hat dies als antimilitaristische Organisation der ersten Stunde immer wieder betont und auch heute setzen wir uns gegen die neue Aufrüstung Deutschlands ein.

Kundgebung

Der Opfer dieses ungeheuren Menschheitsverbrechen wollen wir am 1. September gedenken. Wir wollen daran erinnern, dass deutsche Angriffs- und Vernichtungskriege den Beginn und die Grundlage der systematischen Massenmorde darstellten.

Wir wollen auch nicht vergessen, dass Deutschland die polnischen Opfer und ihre Nachfahren sowie viele andere Opfer seiner Verbrechen immer noch nicht annähernd angemessen entschädigt hat. Solange dies nicht geschieht, ist das offizielle staatliche Gedenken Symbolpolitik und geht über Floskeln nicht hinaus.

Nie wieder Faschismus – nie wieder Krieg!