14. Mai 2018: 70 Jahre Israel – Mazel tov – מַזָּל טוֹב

14. Mai 2018

Die Berliner Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschist/-innen (VN-BdA) wünscht Israel zu seinem 70. Gründungstag eine Zukunft in Frieden!

Am 14. Mai 2018 jährt sich zum 70. Mal die Staatsgründung Israels. Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts fanden hunderttausende Menschen, die von dem in Europa grassierenden Antisemitismus betroffen waren, eine neue Heimat und neue Hoffnung in den zionistischen Siedlungsprojekten auf dem Gebiet des damaligen Palästina. Die antijüdische Verfolgungs- und Vernichtungspolitik der Nazis sorgte für einen Einwanderungsschub in das Gebiet. Nach dem Zweiten Weltkrieg bot Palästina die einzige Zukunftsperspektive für hunderttausende entwurzelte und vertriebene, der Ermordung durch die Nazis und deren Kollaborateure entronnene Jüd/-innen und Juden. Die Siegermächte des zweiten Weltkriegs und die Vereinten Nationen schufen 1947 und 1948 die völkerrechtliche Grundlage für die Gründung eines jüdischen Staates.

Auch viele ehemalige Verfolgte des Naziregimes und Widerstandskämpfer/-innen fanden in Israel nach 1945 eine neue Heimat. Ihnen bleibt die Berliner VVN-BdA dauerhaft verbunden, zum Beispiel über die gemeinsame Mitgliedschaft in der Internationalen Föderation der Widerstandskämpfer/-innen (Féderation Internationale des Résistants/FIR). Bereits am 26. Mai 1948 begrüßte der damalige Rat der VVN die Gründung des Staates Israel mit den Worten:

„Unsere durch den Faschismus verfolgten und schwergeprüften jüdischen Kameraden erhalten nunmehr die versprochene Heimat und nationale Selbständigkeit. Wir aber verfolgen mit ernster Besorgnis die Tatsache, dass die Sicherheit dieses Staates durch einen neuen Krieg bedroht ist und unsere Kameraden und das jüdische Volk die Geburt dieses Staates mit den Waffen erkämpfen müssen. […] Wir fordern sofortigen Frieden, nationale Freiheit und Selbstbestimmung für das jüdische Volk.“

In den auf 1948 folgenden Jahrzehnten nahm Israel einen großen Teil der aus ihren Heimatländern vertriebenen jüdischen Bevölkerungen Nordafrikas und des Nahen und Mittleren Ostens sowie jüdische Flüchtlinge und Migrant/-innen aus zahlreichen anderen Ländern auf. Heute, angesichts zunehmender antisemitischer Übergriffe und Anfeindungen, geben viele Mitglieder jüdischer Gemeinden Europas an, eine Auswanderung nach Israel zu erwägen. In den letzten Jahren sind tausende Jüdinnen und Juden aus Frankreich nach Israel ausgewandert, weil in dieser Zeit zahlreiche antisemitische Morde, zumeist von Dschihadisten, verübt wurden.

Die israelische Gesellschaft wurde wesentlich von Menschen aufgebaut, die vor antisemitischer Bedrohung und Diskriminierung flüchteten. Die Existenz Israels als jüdischer Staat ist eine Tatsache; sein Recht auf Existenz und auf Selbstverteidigung gegen Übergriffe und Bedrohungen ist eine völkerrechtliche Gegebenheit, die nicht zur Debatte stehen darf.

Wir wünschen der israelischen Bevölkerung ein Leben in Frieden und Sicherheit. Wir verkennen nicht, dass die unterschiedlichen dschihadistischen Gruppierungen der Region, unter ihnen namentlich die schiitische Hisbollah und die sunnitische Hamas, die Vernichtung Israels beabsichtigen und für die Sicherheit seiner Bevölkerung eine ernstzunehmende Gefahr darstellen.

Gleichzeitig sehen wir mit Sorge, wie auch in Israel nationalistische, rassistische und autoritäre Tendenzen erstarken. Wir fühlen uns den demokratischen Kräften in Israel gerade deshalb verbunden, weil wir in unserer eigenen Gesellschaft den Kampf zur Verteidigung von Demokratie und Menschenrechten führen müssen.

Wir verurteilen die seit 1967 anhaltende völkerrechtswidrige Besatzung palästinensischer Gebiete. Wir wünschen uns von der israelischen Regierung neue, ernsthafte Schritte zu einer Lösung des palästinensisch-israelischen Konfliktes auf der Basis einer völkerrechtlich notwendigen Zwei-Staatenregelung für Israel und die palästinensische Bevölkerung.

Wir werden Israel, wir werden die Israelis weiter solidarisch in ihrem Kampf um Frieden und Sicherheit solidarisch begleiten und unterstützen: L’Chaim – Auf das Leben!